Amerikanische Farbenlehre
Wieder einmal elektrisiert der Autor Chris Whitaker mit einem feingesponnenen Roman seine Fans, die ihm zuvor für „Von hier bis zum Anfang“ und „Was auf das Ende folgt“ huldigten. Seit Erscheinen von "Die Farben des Dunkels" dürften noch etliche hinzugekommen sein.
Ein zentrales Element des Romans ist ein Bienenstock, der über Generationen von jungen Menschen gehegt und ge-nutzt wird. Er steht für die Verantwortung, für die Entdeckungslust, für die Effizienz innerhalb eines kargen Lebens, für den Mut, sich auf Risiken einzulassen, für Abenteuer, Liebe und natürlich für die Natur. Dieser Bienenstock ist auch das Sinnbild für die Rechtschaffenheit der kleinen Saint, die aufgrund der finsteren Geheimnisse der Kleinstadt Mont Clare viel zu rasch zu einer taffen Spurenleserin und FBI-Ermittlerin heranreift. Treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der es auf junge Frauen und Mädchen abgesehen hat? Welche Machenschaften hüten die Einwohner des Countys? Was passierte mit ihrem piratenähnlichen Jugendfreund Patch, der ein Mädchen aus den Händen des Wahnsinnigen rettet, um selbst entführt zu werden? Schnell wird man in einen Strudel aus spannenden Entwicklungen gesogen, mit dem die vielversprechende Geschichte startet. Doch wer einen temporeichen Suspense-Krimi erwartet, der diese atemberauben-de Geschwindigkeit beibehält, wird nach dem ersten Viertel enttäuscht. Denn Whitaker entschied sich, einen größeren Wurf zu wagen, als „nur“ eine Kriminalstory zu erzählen. Er unternimmt eine Reise zu romantischen Verstrickungen seiner sehr farbenfrohen Figuren bis hin zu zeitgenössischen Gesellschaftsthemen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-dert. Alles sehr gelungen und sehr stimmig, wie ich finde, jedoch kein reiner Spannungsroman mehr. Fahrt nimmt er dagegen wieder im letzten Viertel auf. Hier überschlagen sich die Ereignisse, wenn sich nach und nach etliche Ge-heimnisse lüften (wenn auch nicht alle – beispielsweise bleibt der Diebstahl des Bienenkorbs ein Rätsel, was auch als tiefgründige Absicht interpretiert werden darf), gilt es doch einen Todeskandidaten aus der Zelle zu befreien, den Seri-enkiller zu stoppen, Nebenfiguren zu entlarven, die Schuld auf sich geladen haben, und nicht zuletzt ein Mädchen aus den Klauen des Killers zu retten, das ein halbes Leben verschollen ist. Ein faszinierendes Buch mit vielen klugen Aphorismen, bildgewaltigen Beschreibungen der wunderschönen Landschaften und der zu Herzen gehenden Lebens-entscheidungen der Menschen in diesem idyllischen Kleinod. Schließlich versöhnt auch die Auflösung des Kriminal-falls mit geringen Abstrichen.
Ich hätte mich über eine stärkere Fokussierung auf die Kriminalhandlung und die Protagonisten gefreut. Für mich wäre es dann ein Buch der Superlative geworden. Whitakers Pokerspiel mit dem hohen literarischen Einsatz rechtfertigt nicht den resultierenden Lesegewinn. Nach meinem Geschmack sind es am Ende einige Glaubwürdigkeitsschwächen und ungelösten Abfolgen, die es zu einem sehr guten, aber eben nicht zu einem herausragenden Buch (oder einem der Besten) werden lassen. Dennoch unterhält es nachhaltig, lässt den Protagonisten einen Platz im Leserherz und regt zum Nachdenken an. Ein honigsüßes Lesefutter, aber kein Gelée Royale.
Nach meinem Geschmack 4,5 von 5 Honiggläsern.
Ein zentrales Element des Romans ist ein Bienenstock, der über Generationen von jungen Menschen gehegt und ge-nutzt wird. Er steht für die Verantwortung, für die Entdeckungslust, für die Effizienz innerhalb eines kargen Lebens, für den Mut, sich auf Risiken einzulassen, für Abenteuer, Liebe und natürlich für die Natur. Dieser Bienenstock ist auch das Sinnbild für die Rechtschaffenheit der kleinen Saint, die aufgrund der finsteren Geheimnisse der Kleinstadt Mont Clare viel zu rasch zu einer taffen Spurenleserin und FBI-Ermittlerin heranreift. Treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der es auf junge Frauen und Mädchen abgesehen hat? Welche Machenschaften hüten die Einwohner des Countys? Was passierte mit ihrem piratenähnlichen Jugendfreund Patch, der ein Mädchen aus den Händen des Wahnsinnigen rettet, um selbst entführt zu werden? Schnell wird man in einen Strudel aus spannenden Entwicklungen gesogen, mit dem die vielversprechende Geschichte startet. Doch wer einen temporeichen Suspense-Krimi erwartet, der diese atemberauben-de Geschwindigkeit beibehält, wird nach dem ersten Viertel enttäuscht. Denn Whitaker entschied sich, einen größeren Wurf zu wagen, als „nur“ eine Kriminalstory zu erzählen. Er unternimmt eine Reise zu romantischen Verstrickungen seiner sehr farbenfrohen Figuren bis hin zu zeitgenössischen Gesellschaftsthemen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-dert. Alles sehr gelungen und sehr stimmig, wie ich finde, jedoch kein reiner Spannungsroman mehr. Fahrt nimmt er dagegen wieder im letzten Viertel auf. Hier überschlagen sich die Ereignisse, wenn sich nach und nach etliche Ge-heimnisse lüften (wenn auch nicht alle – beispielsweise bleibt der Diebstahl des Bienenkorbs ein Rätsel, was auch als tiefgründige Absicht interpretiert werden darf), gilt es doch einen Todeskandidaten aus der Zelle zu befreien, den Seri-enkiller zu stoppen, Nebenfiguren zu entlarven, die Schuld auf sich geladen haben, und nicht zuletzt ein Mädchen aus den Klauen des Killers zu retten, das ein halbes Leben verschollen ist. Ein faszinierendes Buch mit vielen klugen Aphorismen, bildgewaltigen Beschreibungen der wunderschönen Landschaften und der zu Herzen gehenden Lebens-entscheidungen der Menschen in diesem idyllischen Kleinod. Schließlich versöhnt auch die Auflösung des Kriminal-falls mit geringen Abstrichen.
Ich hätte mich über eine stärkere Fokussierung auf die Kriminalhandlung und die Protagonisten gefreut. Für mich wäre es dann ein Buch der Superlative geworden. Whitakers Pokerspiel mit dem hohen literarischen Einsatz rechtfertigt nicht den resultierenden Lesegewinn. Nach meinem Geschmack sind es am Ende einige Glaubwürdigkeitsschwächen und ungelösten Abfolgen, die es zu einem sehr guten, aber eben nicht zu einem herausragenden Buch (oder einem der Besten) werden lassen. Dennoch unterhält es nachhaltig, lässt den Protagonisten einen Platz im Leserherz und regt zum Nachdenken an. Ein honigsüßes Lesefutter, aber kein Gelée Royale.
Nach meinem Geschmack 4,5 von 5 Honiggläsern.