Wie es nach dem Schrecken weitergeht
Nun, ihr wisst, dass ich selten zu Krimis oder Spannungsromanen greife. Oder zu etwas Zeitgenössischem. Ich bin eher im Fantasygenre zuhause. Dort habe ich meine Heimat. Doch manchmal greife ich zu Krimiliteratur. Manchmal zu etwas Zeitgenössischem. Und manchmal frisst sich das Buch tief in meine Seele, und lässt mich nicht mehr los, bis die letzte Seite umgeschlagen, das letzte Wort inhaliert und das letzte Geheimnis gelüftet ist.
Genau so ein Leseerlebnis hat mir „In allen Farben des Dunkels“ beschert.
„Lieben und geliebt zu werden war mehr, als man je erwarten durfte, mehr als genug für tausend gewöhnliche Leben.“ (S. 560)
Chris Whitaker ist ein Autor, der in vielen Facetten und Nuancen schreibt, in allen Farben des Dunkels verleiht er seinen Figuren Tiefe und haucht ihnen Leben ein - manchmal so erschreckend schön, manchmal zum lästerlich fluchen. Richtig einordnen kann ich das Buch nicht. Es hat Krimielemente, steigt tief hinab in das Milieu der Kleinstadt der 70er und 80er Jahre in den USA und ist die verzweifelte Liebesgeschichte, die uns im Klappentext versprochen wird. Es ist die Geschichte über die tiefe Verbundenheit von Patch und Saint, über den Intuitiven Entschluss von Patch, Misty, seinem heimlichen Schwarm das Leben zu retten und selbst in die Klauen eines Psychopathen zu geraten. Es ist die Geschichte über Hoffnung in der tiefsten Dunkelheit und einer verzweifelt, hoffnungslosen Suche.
Whitaker sticht mit einer Gabe heraus - und das ist es, Figuren bis in die leisesten Töne hinein zu beschreiben, so tief gehend, das sie aus den Seiten herausschlüpfen und dir ihre Geschichte höchstpersönlich ins Ohr flüstern. Mit jedem Kapitel, mit jedem Jahr, das im Buch verging, rückte Patch, der Protagonist, der entführt wurde, näher an mich heran, legte seinen spinnwebenartigen Geist um mich und lies mich die Verzweiflung spüren, mit der er nach seiner Befreiung eine ganz bestimmte Person suchte. Im selben Atemzug sieht man Saint, die mäandernd weit von ihrem besten Freund weg oder zu ihm hin gesogen wird, aber immer bestrebt ist, ihm beizustehen. Misty, mit ihren scheußlich Kochkünsten, Sammy, der Patch auf seine ganz eigene Art hilft. Saints Großmutter - wir lernen so viele Figuren kennen, und müssen unsere Meinung über sie beständig revidieren. Whitaker hält gekonnt die Fäden in der Hand, verwebt sie mal zu einem engmaschigen Netz, dann lässt er sie wieder los, nur um sie im nächsten Augenblick wieder straff zu ziehen.
Ich saß bei Saints Grandma am Tisch, schaute durch Saints Objektiv und teilte Patchs Getriebenheit auf seiner Suche. Für eine Weile begleiten wir die Figuren einfach nur, dann explodiert die Spannung und wir kleben an den Seiten. Ich war von dem wechselndem Tempo wirklich gefangen.
Whitaker spricht in seinem Roman viele wichtige Themen an, nicht indem er mahnend den Zeigefinger erhebt, sondern indem er die Figuren diese Thematiken erleben und durchleben lässt, und zwar so, dass sie Einfluss auf ihr späteres Leben haben, z.B. Traumata, Verlust oder auch der Einfluss von Kunst und Gesellschaft.
„Die Bösen sind in der Minderheit, aber oft schreien sie lauter als die Mehrheit. Du darfst Schweigen nicht mit Schwäche verwechseln.“ (S.319)
Immer, wenn ich das Gefühl hatte, Whitaker rutscht ein wenig zu sehr in die Konstruktion seines Romans ab, kam er mit einer neuen Überraschung um die Ecke, die die vorherigen Passagen plötzlich organisch erscheinen ließ.
„In den Farben des Dunkels“ ist Genuss und Schock gleichermaßen. Whitakers Szenenentwürfe und Einblicke in die Schattierungen der Seele empfand ich als umglaublich stark und fesselnd.
Was bleibt mir zu sagen? Ein großartiges Buch, das mir wahrscheinlich noch eine ganze Weile nicht aus dem Kopf gehen wird. Mit Charakteren, die wahrhaftig sind und schockierenden Ereignissen, die so nur das Leben schreiben kann, mit einem kleinen Hollywood-Moment, den sich die Charaktere auch wirklich verdient hatten.
Genau so ein Leseerlebnis hat mir „In allen Farben des Dunkels“ beschert.
„Lieben und geliebt zu werden war mehr, als man je erwarten durfte, mehr als genug für tausend gewöhnliche Leben.“ (S. 560)
Chris Whitaker ist ein Autor, der in vielen Facetten und Nuancen schreibt, in allen Farben des Dunkels verleiht er seinen Figuren Tiefe und haucht ihnen Leben ein - manchmal so erschreckend schön, manchmal zum lästerlich fluchen. Richtig einordnen kann ich das Buch nicht. Es hat Krimielemente, steigt tief hinab in das Milieu der Kleinstadt der 70er und 80er Jahre in den USA und ist die verzweifelte Liebesgeschichte, die uns im Klappentext versprochen wird. Es ist die Geschichte über die tiefe Verbundenheit von Patch und Saint, über den Intuitiven Entschluss von Patch, Misty, seinem heimlichen Schwarm das Leben zu retten und selbst in die Klauen eines Psychopathen zu geraten. Es ist die Geschichte über Hoffnung in der tiefsten Dunkelheit und einer verzweifelt, hoffnungslosen Suche.
Whitaker sticht mit einer Gabe heraus - und das ist es, Figuren bis in die leisesten Töne hinein zu beschreiben, so tief gehend, das sie aus den Seiten herausschlüpfen und dir ihre Geschichte höchstpersönlich ins Ohr flüstern. Mit jedem Kapitel, mit jedem Jahr, das im Buch verging, rückte Patch, der Protagonist, der entführt wurde, näher an mich heran, legte seinen spinnwebenartigen Geist um mich und lies mich die Verzweiflung spüren, mit der er nach seiner Befreiung eine ganz bestimmte Person suchte. Im selben Atemzug sieht man Saint, die mäandernd weit von ihrem besten Freund weg oder zu ihm hin gesogen wird, aber immer bestrebt ist, ihm beizustehen. Misty, mit ihren scheußlich Kochkünsten, Sammy, der Patch auf seine ganz eigene Art hilft. Saints Großmutter - wir lernen so viele Figuren kennen, und müssen unsere Meinung über sie beständig revidieren. Whitaker hält gekonnt die Fäden in der Hand, verwebt sie mal zu einem engmaschigen Netz, dann lässt er sie wieder los, nur um sie im nächsten Augenblick wieder straff zu ziehen.
Ich saß bei Saints Grandma am Tisch, schaute durch Saints Objektiv und teilte Patchs Getriebenheit auf seiner Suche. Für eine Weile begleiten wir die Figuren einfach nur, dann explodiert die Spannung und wir kleben an den Seiten. Ich war von dem wechselndem Tempo wirklich gefangen.
Whitaker spricht in seinem Roman viele wichtige Themen an, nicht indem er mahnend den Zeigefinger erhebt, sondern indem er die Figuren diese Thematiken erleben und durchleben lässt, und zwar so, dass sie Einfluss auf ihr späteres Leben haben, z.B. Traumata, Verlust oder auch der Einfluss von Kunst und Gesellschaft.
„Die Bösen sind in der Minderheit, aber oft schreien sie lauter als die Mehrheit. Du darfst Schweigen nicht mit Schwäche verwechseln.“ (S.319)
Immer, wenn ich das Gefühl hatte, Whitaker rutscht ein wenig zu sehr in die Konstruktion seines Romans ab, kam er mit einer neuen Überraschung um die Ecke, die die vorherigen Passagen plötzlich organisch erscheinen ließ.
„In den Farben des Dunkels“ ist Genuss und Schock gleichermaßen. Whitakers Szenenentwürfe und Einblicke in die Schattierungen der Seele empfand ich als umglaublich stark und fesselnd.
Was bleibt mir zu sagen? Ein großartiges Buch, das mir wahrscheinlich noch eine ganze Weile nicht aus dem Kopf gehen wird. Mit Charakteren, die wahrhaftig sind und schockierenden Ereignissen, die so nur das Leben schreiben kann, mit einem kleinen Hollywood-Moment, den sich die Charaktere auch wirklich verdient hatten.