Eine solide Fortsetzung mit mehreren Schwächen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
smartie11 Avatar

Von

Zum Inhalt:
Hier möchte ich ausnahmsweise auf die offizielle Kurzbeschreibung zum Buch verweisen, die ich für sehr gelungen halte.

Meine Meinung:
„In den Tiefen der Ewigkeit“ ist der zweite Band der „Weg des Heilers“-Reihe der Independent-Autorin Isa Day. Die Geschichte knüpft nahtlos an die Geschehnisse des ersten Bandes an („Der verletzte Himmel“). Auch wenn es einen – etwas spät aber sehr geschickt in die Geschichte eingewobenen – kleinen Rückblick auf die Ereignisse des ersten Bandes gibt, würde ich jedem empfehlen, zunächst mit Band 1 zu beginnen.

Während in „Der verletzte Himmel“ das kleine Volk der Arrya mit sich selbst und den Geschehnissen um sich herum beschäftigt war, rückt in Band 2 nun das geheimnisumwitterte Volk der Asjadai mit in den Fokus. Das Setting der phantastischen Burg und auch die neuen Charaktere der Weisen, die nun hinzukommen, haben mir wirklich sehr gut gefallen und ich habe sie als echte Bereicherung für die Geschichte empfunden. Inzwischen hatte ich auch – anders als noch in Band 1 – kaum noch Probleme, alle Charaktere mit ihren teils ungewöhnlichen Namen (so muss es bei High Fantasy sein) auseinanderzuhalten. Auch die Entwicklung der Charaktere über den Verlauf der Geschichte hat mit durchaus sehr gut gefallen. Einige von ihnen sind mir regelrecht ans Herz gewachsen, auch wenn meine persönlichen Lieblinge weiterhin die vierbeinigen, ängstlichen, verfressenen und etwas weniger intelligenten Irrfitzins waren. Diese Tierchen sind einfach klasse!

Die Story an sich habe ich über die ersten ca. 3/4 der Geschichte als spannend und schnell voran schreitend empfunden, da recht viel passiert und viel Neues zu entdecken ist. Bis hierhin hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten und stellenweise regelrecht in ihren Bann gezogen. Doch das letzte Viertel des Buches hat mich dann leider sehr enttäuscht, da die Spannung praktisch gegen Null abgefallen ist. Hier habe ich die ganze Zeit gewartet, ob nicht noch ein Paukenschlag zum Finale kommt, ein Cliff-Hanger, der mich sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten lässt. Doch darauf habe ich leider vergeblich gehofft…

Darüber hinaus fand ich es sehr schade, dass es in den ersten 3/4 des Buches zwei / drei wirklich sehr spannende Szenen gab, durch die die Autorin für meinen Geschmack aber wie im Galopp durchgehetzt ist. Hier hätte man wesentlich mehr daraus machen können. Am stärksten ist mir das aufgefallen, als es nach ziemlich genau 3/4 der Geschichte plötzlich einen total unvorhergesehenen Show-Down gibt, in dem unsere Helden auf einmal dem wahren Bösen gegenüberstehen. Das wirkte auf mich ein wenig wie das berühmte Kaninchen, dass der Zauberer auf einmal aus dem Hut zaubert. Hier hätte die Autorin für meinen Geschmack schon etwas früher in einem zweiten Handlungsstrang daraufhin arbeiten sollen. Noch enttäuschter war ich allerdings, dass dieser Show-Down innerhalb weniger Seiten auch schon wieder beendet war. Und wieder: hier hätte man der Spannung wegen viel, viel mehr daraus machen können!

Ein weiteres Manko war für mich der Einsatz der Magie in dieser Geschichte. Selbstverständlich ist Magie oftmals ein zentrales Element von guten High-Fantasy-Geschichten. Doch während ihr Einsatz in Band 1 noch sehr dezent war (was ich sehr passend fand), spielt die Magie in Band 2 nun eine sehr zentrale Rolle. Anscheinend kann die Magie in dieser Welt wirklich ALLES. Das war mir persönlich etwas „zu einfach“. Hier finde ich Fantasywelten schöner, in denen der Magie zwar auch eine bedeutende Rolle zukommt, wo sie nichts desto trotz auch an ihre Grenzen stößt und eben NICHT alles mit Hilfe der Magie wieder gerade gerückt werden kann. Wenn die Geschichte hier an scheinbar unlösbaren Problemen ankommt, erscheint flux ein magiebegabtes Wesen, das das alles wieder retten kann. Wie gesagt, da hat es sich Isa Day für meinen Geschmack manchmal zu einfach gemacht. Gleiches gilt auch für den todkranken Joshi: Immer wieder ist er kurz davor, sein Leben auszuhauchen. Und immer wieder ergibt sich nahezu in letzter Sekunde eine Rettung, die ihm wieder Kraft und Aufschub spendet. Das ist mir persönlich ein / zwei mal zu oft passiert.

Last but not least könnten beide Bände nochmal ein professionelles Lektorat vertragen. Neben so einigen Fehlern würde ein geübter Lektor sicherlich auch die eine oder andere Unwucht in der Geschichte etwas glätten.

FAZIT:
Eine sehr überzeugende Grundidee, eine schöne High-Fantasy-Welt, gelungene Charaktere und eine stellenweise spannende Story. Allerdings mit einem für mich enttäuschenden, weil langweiligen Ende, das mich leider überhaupt nicht neugierig auf Band 3 macht. Daher von mir gut gemeinte 3 Sterne.