Heilung durch die Abgeschiedenheit des Waldes

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nocheinestefanie Avatar

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Es ist ja allgemein bekannt, dass der Wald zu heilen vermag. Insbesondere bedrückte Seelen können hier durchatmen und den Akku positiv auftanken. Ob die Protagonistin in „In den Wald“ so vorausschauend gedacht hat wage ich zu bezweifeln. Vielmehr war sie einfach taub und gefühllos nachdem sie erfahren musste, dass eine ihrer Schülerinnen – die, die ihr am meisten am Herzen lag und um die sie sich seit Jahren bemühte – dass Leben genommen hatte.

Ich kenne dieses Gefühl gut, wenn die Welt einem so entrückt vorkommen, als müsse sie doch bitte stehenbleiben, als wäre alles zu laut, zu schnell, zu viel, weil ein Mensch der einem nahestand verstorben ist. Hier konnte ich Silvia, die Maddalena Vaglio Tanet meist nur „die Lehrerin“ nennt, sehr gut nachfühlen.
Diese Lehrerin setzt sich einfach in einen klapprigen Verschlag mitten im Wald und steht nicht mehr auf. Moos wächst über ihr, Nässe und Kälte kriechen genauso in ihre Kleidung, wie Würmer über die Beine, nebenan wütet ein angriffslustiger Keiler. Doch sie nimmt es nicht wahr, ist zu sehr mit Gedanken über ihre Vergangenheit und die des toten Mädchens beschäftigt. Schuldfragen werden gewälzt, was wäre wenn aus ihrer Kindheit und dem Jetzt verschwimmen miteinander, während der ganze Ort nach ihr sucht und sie liebende Menschen beinahe vergehen vor Sorge um sie.

Als man denkt sie schafft es keinen Tag länger, findet sie ein zugezogener Junge. Doch Silvia möchte gar nicht gefunden werden und so bringt sie ihn in eine schwierige Situation die mit der Zeit immer komplizierter wird.

Ich fand den Plot dieses Romans sehr gelungen, am Ende erfährt man, dass er sogar auf wahren Begebenheiten basiert. Das hat es für mich noch mitreißender gemacht.
Leider fiel mir das Lesen teilweise richtig schwer. Viele Charaktere tauchen auf, viele komplizierte Namen und Regionen, wollte ich am nächsten Tag weiterlesen, fiel es mir immer schwer wieder in die Geschichte rein zu kommen.

Daher gute 4 von 5 Sternen