Mit Kobr & Klüpfel zurück in das Urlaubsparadies der 80er Jahre

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steflu Avatar

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Der gestresste Mitvierziger Alexander liegt in den Endzügen seiner Urlaubsvorbereitungen. Aus nostalgischen Gründen soll es in diesem Jahr mit der Familie an die Adria gehen. Plötzlich findet er sich in einer Art Traum in seiner Jugendzeit in den 80er Jahren wieder. Es stehen ebenfalls Urlaubsvorbereitungen an, dieses Mal ruht die Verantwortung jedoch nicht auf seinen Schultern sondern er ist "nur" der pubertierende Sohn, der mit Mutter, Vater, Oma und der großen Schwester im Auto ohne Klimaanlage und Navi an die Adria fährt. Dort angekommen, ist er zunächst von der einfachen Ferienanlage, dem verschmutzten Meer und dem deutschen Fraß enttäuscht. Erst als er Kontakt zu den Einheimischen knüpft und die Erfahrungen seines Alter Egos aus der Werbebranche in der Rettung des Kiosks seiner neuen, italienischen Freunde einbringen kann, beginnt er, den Urlaub zu genießen.

Mir hat diese Zeitreise in die 80er Jahre viel Spaß gemacht. Das Buch ist locker, leicht geschrieben und man fliegt nur so durch die Seiten. Die Geschichte selbst ist nicht spektakulär, aber das große Plus des Buches ist für mich, wie es den Autoren gelingt, das Lebensgefühl der 80er Jahre zu transportieren. Man kann sich bildlich vorstellen, wie die deutschen Urlauber damals einerseits Sehnsuch nach dem Süden hatten, aber andererseits nicht bereits waren, sich wirklich auf den italienischen Lebensstil einzulassen. Das hat dazu geführt, dass die Autos bis an die Decke mit deutschen Lebensmitteln vollgepackt wurden, damit man auch an der Adria die gute "Jacobs Krönung" aufbrühen und zum Abendessen auf Kohlrouladen anstatt Antipasti zurückgreifen konnte. Das kann man sich im Zeitalter von Latte Macchiato und italienischer Feinkost an jeder Ecke überhaupt nicht vorstellen. Manchmal überkommt einen aktuell eine Sehnsuch nach der übersichtlicheren, simpleren Welt der 80er Jahre, aber wenn ich das lese, bin ich froh, im Hier und Jetzt zu leben.

Die alten Urlaubsbilder des Autorenduos am Anfang eines jeden Kapitels fand ich klasse und auch das Cover möchte ich in diesem Zusammenhang lobend erwähnen. Es fühlt sich an wie ein Fotoalbum! Hier hat man sich wirklich etwas besonderes einfallen lassen.

Einzig die Auflösung des Traums hat mich nicht überzeugt. Hier hat mir eine klare Linie gefehlt. Auch ein Rechtschreibfehler in einem der letzten Kapitel hat mich gestört: "Andrea humpelte Arm in Arm mit ihr durch den Sand. ... Andrea und meine Mutter liefen betroffen hinter ihnen her." Ich denke nicht, dass Andrea hier zwei Mal von dannen zieht. Eher ist im zweiten Satz von Andreas Mutter die Rede.

Ansonsten eine klare Leseempfehlung für alle, die Urlaubssehnsucht haben oder sich an die 80er Jahre erinnern möchten.