Macht ist, vierhundert Leute zum Lachen zu bringen

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r.e.r. Avatar

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"Und ich konnte es selbst nicht fassen. Ich war in München" So ähnlich ging es mir auch, als ich begann in der bayerischen Landeshauptstadt zu studieren. Allerdings nicht Schauspiel in der Otto-Falckenberg Schule. Das ist ein Traum den zu realisieren wirklich etwas besonderes ist. Dass Mark Welte mit seinem Roman "In die Füße atmen" einen Blick Hinter die Kulissen dieser altehrwürdigen Schauspielerschmiede erlaubt, schürt latente Neugier. Ist aber nicht der einzige Grund, warum allein die Leseprobe bereits süchtig macht.

Jan Diamant hat sich bereits in pubertierenden Schülertagen in seine Klassenkameradin Lina Hentig verliebt. Er der schüchterne, etwas unscheinbare Kassengestellträger kommt aber erst bei einer Schultheateraufführung näher an das bewunderte Wesen heran. Als er in der Rolle eines Computers mit Pappkarton auf dem Kopf gegen die Wand läuft. "Macht ist, wenn man vierhundert Leute zum lachen bringt". Und sei es auch unfreiwillig. Lina jedenfalls ist begeistert und legt nach der Vorstellung die Hand auf sein Bein um ihm zu sagen, dass er unbedingt Schauspieler werden muss. "Hätte sie in dem Moment gesagt, du musst unbedingt etwas draußen machen wäre ich Gärtner geworden. Oder arbeitslos!". Mit Hilfe seines Zwillingsbruders, des gar nicht schüchternen Hendrik schafft er schließlich auch den Sprung auf die Bretter die die Welt bedeuten.

Mich reizt an Weltes Roman vor allem das Hintergrundwissen zu der Ausbildung auf der Falckenberg Schule. Als Kulturinteressierter Münchner Bürger kommt man ohnehin nicht an den Kammerspielen oder den Schüleraufführungen der Falckenbergschüler an der Werkstattbühne vorbei. Dann kann man ruhig auch einmal darüber lesen, wie es so zugeht bei der Ausbildung. Schließlich hat man das eine oder andere experimentelle Stück schon durchlitten. Von wegen "in die Füße atmen". Ein weitere Grund dieses Buch zu lesen ist der Spaßfaktor. Allein im ersten Absatz lässt der Autor seinen Wortwitz blitzen. "Wenn ich Bekannte sehen will, mache ich einfach den Fernseher an. Die Leiche aus dem Tatort kenne ich auch. Sie kann gut davon leben tot zu sein".

Dieser Roman jedenfalls erscheint alles andere als tot. Mich hat er schon beim Probelesen zum Lachen gebracht. Mächtig!