Selbstvertrauen will gelernt sein!

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majandra Avatar

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Zu Beginn von Mark Weltes „Schauspielschüler-Roman“ sieht es ganz danach aus, als hätte sich Jan Diamant als Schwindler in die Otto Falckenberg-Schauspielschule eingeschlichen. In Wahrheit ein verklemmter und angstneurotischer Mensch, will er im Grunde jedoch nur eines: Lina Hentig nahe sein, der Frau, in die er sich verliebt hat.

Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass es sein Zwillingsbruder Henrik gewesen ist, der die Prüfung für ihn absolviert hat. Henrik stellt das genaue Gegenteil von Jan dar – selbstbewusst, eigensinnig, erfolgreich bei Frauen und ein Überlebenskünstler auf ganzer Linie, von dem der Vater sagt, er mache viel und denke wenig (S. 19). Während Jan also in seiner eigenen Welt lebt und versucht, sich auf die klassische Konditionierung (beide Elternteile sind Psychologen) hinauszureden, um den Brief an die Schauspielschule nicht abschicken zu müssen, schreitet Henrik zur Tat, geht unbesorgt zur Prüfung und lebt einfach auf seine Art.

Der Roman ist sehr humorvoll geschrieben – Jan Diamant macht sich ständig über sich selbst lustig und hat eine Sicht auf die Welt, die man aus seiner Position als durchaus realistisch bezeichnen kann. Er schätzt sich selbst ein wenig zu gering ein, was dazu führt, dass alle anderen Personen der Erzählung überhöht dargestellt und verherrlicht werden. Dennoch gelingt es dem Ich-Erzähler, sich irgendwie durch das Leben zu meistern.

 

Als Moral der Geschichte kann man vielleicht die Tatsache ansehen, dass es durchaus solche Menschentypen im wahren Leben geben mag – dass man sich jedoch ebenso glücklich schätzen kann, selbst nicht zu dieser hilflosen Gruppe zu gehören. Man kann mit und über Jan lachen und sich freuen, dass man es am Ende doch irgendwie schafft – wenn es doch sogar jemand wie er schaffen kann.