Schauspieler der Liebe wegen

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buecherfan.wit Avatar

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Es gibt Arztromane, klar, aber Schauspielschüler-Romane? Nie gehört.

Jan und Henrik Diamant sind eineiige Zwillinge. Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, könnten aber in Bezug auf Charakter und Verhalten unschiedlicher nicht sein. Henrik ist ein extrovertierter, risikofreudiger Draufgänger, Jan dagegen extrem schüchtern und gehemmt, nahezu entscheidungsunfähig. Seit der achten Klasse ist er in Lina Hentig verliebt, wagt es aber über Jahre nicht, sich ihr zu nähern. Als sie beschließt, in München eine Schauspielausbildung zu machen, will er ihr folgen. Allerdings schafft er es nicht einmal, die Bewerbungsunterlagen abzuschicken. Sein Bruder Henrik erledigt das hinter seinem Rücken und legt für ihn werfolgreich die Aufnahmeprüfung an der Otto-Falckenberg-Schule in München ab.

Der Roman ist ein vielleicht von der Biografie des Autors beeinflusster Bericht über Jan Diamants Ausbildungszeit an der Schule. Er zeichnet den Schauspielschüleralltag nach, die Konflikte unter den Schülern, vor allem die Schwierigkeit, aus der aus ganz unterschiedlichen Charakteren zusammengewürfelten Gruppe ein funktionierendes Team zu machen. Da sind die Highlights wie die von den Neuen organisierte erste Weihnachtsfeier, die Zwischenprüfung, Aufführungen und schließlich das alles entscheidende Intendantenvorsprechen. Die Charaktere sind sorgfältig differenziert und liebevoll gestaltet mit all ihren Macken und persönlichen Besonderheiten. Das gilt nicht nur für die jungen Schüler, sondern auch für ihre Ausbilder - den überaus strengen und anspruchsvollen Herrn Hengstenberg und den Improvisationsfan Rey - und die Schulsekretärin Inge Hiss, die als Fußfetischistin für komische Effekte sorgt.

Der Roman liest sich gut, ist amüsante Unterhaltung - wenn auch nicht extrem witzig, wie angekündigt. Es gibt viel Situationskomik, witzige Dialoge und schrullige Charaktere, deren Eigenheiten manchmal so überzeichnet sind, dass sie nicht mehr so ganz lebensecht wirken. Eine nette Lektüre, die aber eher keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.