Auf den Spuren der Vergangenheit

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lilly94 Avatar

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"Fragen Sie Dorothea nach Marguerite"- Dieser eine Satz steht in den Briefen, die Miriam seit einiger Zeit ins Büro geschickt bekommt. Miriam ist Journalistin und arbeitet an einem großen Projekt. Ihre Zeitung verleiht den Sartorius-Preis an herausragend ehrenamtliche Projekte. Schirmherrin und somit die Geldgeberin diese Projektes ist Dorothea Sartorius- eine ältere Dame und Witwe eines sehr reichen Senators in Hamburg.
Eigentlich hat Miriam nach dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren nur noch leichten Journalismus machen wollen. Weg von Kriegsgeschichten und dramatischen Erlebnisssen, doch der Brief lässt sie nicht los. Nach einem Besuch bei Dorothea und einigen zufälligen Verstrickungen lüftet sie ein Geheimnis: die großartige Dorothea soll 1972 Teil der RAF-Bewegung gewesen sein.
Für Miriam erneut ein Schock: Dorothea hat viele Jahre lang mithilfe ihrer Stiftung Menschen einen Weg aus der Trauer geholfen und nun soll sie eine grausame Vergangenheit haben? Können gute Taten alle schlechten aufheben? Miriam macht sich mit ihrem kleinen Sohn Max auf den Weg an die Schlei und bekommt Antworten, die sie vielleicht gar nicht wollte.

Mir hat der Roman um Miriam und ihren Weg sehr gut gefallen. Die Autorin nutzt als Stilmittel immer wiederkehrende Sätze, was mir geholfen hat, in Miriams Gedankenwelt einzutauchen. Der Gewissenskonflikt ist eine interessante Sache und die Autorin hat es geschafft, beide Seiten neutral zu schildern. Letzendlich muss jeder Leser selbst für sich entscheiden, ob es eine Entschuldigung für Handlungen in der Vergangenheit gibt oder ob Gewalt und Terrorabsichten immer unverzeihlich sind. Die Nebencharaktere und die leichte Liebesgeschichte haben mich ebfalls berührt. Max hat mich durch seine typisch kindliche und altkluge Art oft zum Lächeln gebracht.
Einen Stern Abzug muss ich für das abrupte Ende und für die doch sehr vielen unnötigen Zufälle geben. Manche "Zufälle" haben meiner Meinung nach nicht zum Verlauf der Geschichte beigetragen und hätten somit auch anders geschrieben werden können.
Ich bin im Deutschland der 90er Jahre geboren und habe somit den Terror persönlich nicht miterlebt. Ich finde es wichtig, dieses Thema in den Köpfen der Menschen aufrecht zu erhalten und sie daran zu erinnern, wie gut es uns hier eigentlich geht und wie schnell wenige fanatische Terroristen das Leben vieler Menschen auf den Kopf stellen oder gar beenden können. Dieser Roman "In einem anderen Licht" hat es in einem Frauenromanformat geschafft, an das Thema zu erinnern, aber überwiegend nicht zu werten. Mir hats gefallen!