Chance verpasst

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Als ich die Leseprobe zu Katrin Bursegs Roman "In einem anderen Licht" las, war ich eigentlich mehr als angetan. Mir schien es der Ausschnitt aus einem vielversprechenden Buch zu sein, das die zeitgenössische Lebensgeschichte einer jungen Journalisten mit der Lebensgeschichte einer in den RAF-Terror verstrickten Hamburger Mäzenin verknüpft. Eine spannende Story also, von der ich mir eine gut recherchierte Reise in die Vergangenheit versprach.
Leider wurden meine Erwartungen aber enttäuscht und ich las im Endeffekt eine auf die Tränendrüse drückende, etwas schmalzige Liebesgeschichte, die den angedeuteten historischen Hintergrund nur sehr ungenau anklingen lässt.
Doch zunächst zum Inhalt:
Miriam Raven, eine junge Hamburger Journalistin, verliert durch einen tragischen Unfall ihren Mann und versucht nun, allein mit ihrem Sohn Max, ihr Leben neu zu ordnen. Bei den Vorbereitungen zur Verleihung eines Preises für Zivilcourage erhält sie anonyme Briefe, die sie auffordern, die Vergangenheit der Hamburger Ehrenbürgerin und Stifterin des Preises Dorothea Sartorius, näher zu untersuchen. Miriam zögert, da sie Frau Sartorius sympathisch findet. Als sie jedoch mit Max die Ostertage an der Schlei bei dem charismatischen Drachenbauer Bo verbringt, stößt sie im Zusammenhang auf Dorotheas Vergangenheit auf verstörende Informationen, die Miriam zum Handeln zwingen.
Ich finde, die Geschichte hätte wirklich großes Potenzial gehabt.
Dorotheas Leben in der RAF-Szene und ihre Rolle wird irgendwie nur pflichtschuldig abgehandelt. Die Verknüpfung zwischen Fiktion und realem historischen Hintergrund ist meiner Meinung nach überhaupt nicht gelungen. Viel zu sehr rücken rührselig die privaten Probleme von Miriam in den Fordergrund. Die Liebesgeschichte finde ich viel zu dick aufgetragen und teilweise nervig. Vielleicht kommt das von den sich immer wiederholenden Phrasen. Auch hat mir "Kommissar Zufall" zu sehr in diesem Buch mitgemischt. Das waren mir ein paar Zufälle zu viel!
Gefallen haben mir die Spielorte des Romans. Hamburg ist gut beschrieben und auch der Zauber der Schlei gut getroffen.
Das Cover hat mir auch gut gefallen. Ich weiß allerdings im Nachhinein nicht, ob es wirklich zum Buch passt.
Ich muss also sagen, "In einem anderen Licht" ist nicht mein Roman. Schade, dass die Chance verpasst wurde, eine wirklich packenden Geschichte über die RAF-Gruppe zu kreieren.