Gelungener Mix aus Lieberoman und deutscher Zeitgeschichte

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takabayashi Avatar

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Miriam, trauernde Witwe des Fotoreporters Gregor, der im Irak vor 2 Jahren durch einen unglücklichen Zufall ums Leben kam, versucht ihr Leben als Journalistin und nun alleinerziehende Mutter zu meistern. Die Sartorius-Stiftung hat ihr bei der Trauerarbeit geholfen. Nun hat sie im Rahmen ihrer Arbeit mit dieser vermögenden Wohltäterin zu tun, es geht um eine Preisverleihung für eine würdige Hilfsorganisation. Miriam schafft es tatsächlich, nach hartnäckigem Drängen einen Interviewtermin mit der pressescheuen Dorothea Sartorius zu bekommen. Soll sie der Stiftungspräsidentin auch die Frage stellen, die ihr in täglichen anonymen Briefen nahegelegt wird? "Fragen Sie Dorothea nach Marguerite!"
Sie fragt, und Dorothea Sartorius nennt ihr einen Namen, außerdem erzählt sie von dem Ort an der Schlei, wo sie 1977 ihren Mann kennengelernt hat. Miriam fängt an zu recherchieren und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. War die Wohltäterin von heute tatsächlich damals im Umfeld der Baader-Meinhof-Gruppe aktiv gewesen?
Das Buch zum 50. Jahrestag der Schleyer-Entführung! Sehr fesselnd verknüpft die Autorin die Ereignisse des "Deutschen Herbstes" mit der persönlichen Geschichte von den 2 Frauen und deren moralischem Dilemma. Das liest sich äußerst spannend. Ein bisschen genervt haben mich die Männer in Miriams Umgebung, wahre Traummänner, zu gut, um wahr zu sein. Einmal Nardim, der algerische Wirt des Bistros in ihrem Haus, der zu einem guten Freund wird, und dann Bo, der Gaukler, bei dem Miriams Sohn Max über Ostern das Bauen von Drachen lernen soll. Ein Gutmensch, wie er im Buche steht. Der kleine Max verliebt sich in ihn als Vaterfigur und auch seine Mutter hat diesem Prachtexemplar wenig entgegenzusetzen, vergisst durch ihn immer mal wieder ihre Trauer. Der schwarze Rabe in ihrem Herzen war zuerst ein schönes Bild, das dann aber für meinen Geschmack etwas überstrapaziert wurde. Etwas zu viele Zufälle helfen Miriam bei ihrer Recherche, aber trotzdem habe ich den Roman mit Genuss gelesen. Die Aufarbeitung einer wichtigen Phase der deutschen Geschichte und um Klassen besser als die sonst gängigen sogenannten Frauenromane.