Gespensterschatten

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Die Autorin Katrin Burseg, gebürtige Hamburgerin, siedelt ihren Roman auch in Hamburg an und man merkt dem Roman die Liebe zur Stadt an. Sehr gut erzählt wird die Stadt und das Umland geschildert, sodass man als Leser sehr gut angesprochen wird und sich mitten im Geschehen fühlt. Miriam ist Journalistin und Mutter eines kleinen Jungen. Ihr Mann, Gregor ist bei einem Einsatz als Fotoreporter im Nordirak durch einen Querschläger einer Kalashnikov getötet worden. Dieses Ereignis hat ihr Leben auf den Kopf gestellt, sie hat das erwartete Kind verloren, ist zusammengebrochen und musste ihr Leben neu aufbauen. Der Wechsel vom investigativen Journalismus hin zur Mitarbeiterin bei einer beliebten Frauenzeitschrift innerhalb des großen Hamburger Verlags (man ahnt schon auf welches Haus da angespielt wird), ein Umzug nach St. Georg sind die äußeren Veränderungen, um mit der neuen Lebenssituation zurechtzukommen. Bewältigt ist es aber nicht abschließend. Miriam hat den Handyvertrag ihres Mannes nicht gekündigt, hört immer wieder seine Mailbox ab, um sich ihm nahe zu fühlen, und hinterlässt ihm auch Nachrichten. Das sind ihre Rituale, um mit dem Verlust irgendwie zurechtzukommen. Im Verlag ist sie verantwortlich für die Organisation der Verleihung des Sartoriuspreises. Dorothea Sartorius ist eine sehr vermögende Witwe eines Hamburger Reeders und tritt als Mäzenin auf. Von der Öffentlichkeit abgeschirmt fördert sie soziale Projekte, die sich dem Thema der Zivilcourage verschrieben haben. Miriam gelingt es die medienscheue Dorothea Sartorius für ein Interview zu gewinnen. Außergewöhnlich an der ganzen Geschichte sind die anonymen Briefe, die Miriam erhält, in denen sie aufgefordert wird, die Frage nach Marguerite zu stellen. Langsam kristallisiert sich heraus, dass damit keine Frau, sondern eine politische Gruppierung gemeint ist, mit der Dorothea Sartorius in ihren Vergangenheit als junge Frau in Berlin zu tun hatte. Ein Drachenbaukurs an der Schlei führt Miriam mit dem scheinbaren Lebenskünstler Bo und einer alten Frau, die in einem Kloster zurückgezogen lebt, zusammen und zurück in die Vergangenheit von Dorothea Sartorius.
Der Roman ist spannend erzählt und die Vergangenheit des RAF-Terrorismus als literarische Aufbereitung gefällt mir auch sehr gut, sodass ich die höchste Bewertung vergebe.