Zufallsbegegnung im Zug: Ein scharfsinniger Dialog über Liebe und Beziehungen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
jojo-98 Avatar

Von

Daniel Glattauer schafft in „In einem Zug“ eine spannende, fast schon humorvolle Erzählung, die durch die Dialoge zwischen Eduard Brünhofer und der Frau Catrin Meyr an Intensität und Witz gewinnt. Der Erzähler, Brünhofer, ein Autor von Liebesromanen, wird in eine unerwartete Begegnung verwickelt, die sein Selbstbild und seine Sicht auf Beziehungen infrage stellt. Die Dialoge sind geprägt von Glattauers typischer Sprachgewandtheit: präzise, mit subtiler Ironie und einem Hauch von Melancholie.

Brünhofer, der sich seiner Beziehung zu seiner Frau Gina sicher ist, sieht sich zunehmend mit Catrins unangekündigten Fragen konfrontiert. Ihr Drang, über die Liebe zu sprechen und Brünhofer zu entblößen, erzeugt eine interessante Spannung, die in ihrem psychologischen Gehalt den Leser fesselt. Was auf den ersten Blick nach einer harmlosen Zugfahrt aussieht, entwickelt sich zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung von Liebe, Authentizität und der eigenen Rolle in der Beziehung.

Die Erzählweise ist leicht, aber tiefgründig, und Glattauer spielt geschickt mit den Gedanken des Protagonisten, der zwischen Annäherung und Abwehr schwankt. Der Humor kommt oft durch die ironischen Beobachtungen und die subtile Selbstreflexion Brünhofers zum Tragen, was das Buch besonders angenehm zu lesen macht.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Art und Weise, wie Glattauer den Themenkomplex „Liebe“ aufgreift, ohne in Kitsch abzurutschen. Stattdessen wirft er einen eher skeptischen Blick auf Beziehungen und beleuchtet die unausgesprochenen Fragen, die in langjährigen Partnerschaften oftmals unausgesprochen bleiben.

Insgesamt ist „In einem Zug“ ein kluger, unterhaltsamer Roman über Zufallsbegegnungen und die Offenheit, die es braucht, um sich mit den eigenen Ängsten und Wünschen auseinanderzusetzen.