Glattauer halt
Die Leseprobe ließ Fantastisches ahnen - und genau so, so viel sei verraten, ging es auch weiter. Daniel Glattauer hatte bereits mit "Gut gegen Nordwind" bewiesen, dass er ein Meister für Kommunikation und intelligente Dialoge ist, die Spannung aufbauen, dann wieder in eine ganz andere Richtung abdriften, um den Leser bis zum Schluss im Unklaren zu lassen, wie denn jetzt genau die Figuren zueinander stehen und welche Schritte sie bereit sind zu gehen. In dieser Art setzt sich "In einem Zug" fort, das eine eigentlich ziemlich langweile Bahnfahrt von Wien nach München zu einem emotional aufreibenden und sich immer weiter hochschaukelnden zwischenmenschlichen Thriller werden lässt. Lässt sich ein seit Jahrzehnten nach eigenen Worten "glücklich verheirateter" Mann von einer unbekannten, attraktiven und interessierten Frau verführen? Will sie das überhaupt? Oder was bezweckt sie? Bis zum Schluss des Buches reift diese Beziehung oder besser: Nicht-Beziehung zweier vormals völlig fremder Menschen ihrem Höhepunkt entgegen. Großes Kino - vielleicht bald im wahrsten Sinne?