Kleiner Twist

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lesenderfrosch Avatar

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Ich habe viel Gegenteiliges gehört, aber hear me out:

In einem Zug sitzt der Schriftsteller Eduard und unterhält sich mit einer Unbekannten namens Catrin. Eduard ist ein ehemals erfolgreicher Schriftsteller, der zu einem entscheidenden Termin nach München fährt. Stück für Stück, Zwiebelschicht für Zwiebelschicht erfahren wir mehr über Eduard und nicht so viel über Catrin. Wahrscheinlich ist das so gewollt. Ist aber einer der Punkte, die mich sehr genervt haben. Mich hat genervt, dass es aus der Sicht eines mittelalten, erfolgreichen Mannes geschrieben ist. Mich hat genervt, wie er Catrin beschreibt, mich hat genervt, wie er die Welt sieht. Und auch Daniel Glattauers Schreibstil hat mich anfangs genervt.

Aber und jetzt kommt das große ABER: Am Ende hat es mega Sinn gemacht und ich konnte die Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Auch wenn ich die Wendung etwas zu konstruiert fand, hat sie dem Ganzen einen schönen Rahmen gegeben und ich habe mich nach dem Lesen gedanklich auf die Suche nach entsprechenden Hinweisen gemacht.

Besonders gefallen haben mir die Rückblenden und Erinnerungen von Eduard. So wurde aus einer eindimensionalen Figur jemand, den man zumindest verstehen konnte. Man kann Eduards “Liebe” zum Alkohol als billigen Trick des Autors sehen, der Figur mehr Persönlichkeit zu geben, vielleicht sogar Mitgefühl zu wecken? Bei mir hat es funktioniert, aber ich würde es trotzdem nicht als gelungenen Kniff bezeichnen, sondern eher kritisch sehen.

Während viele die erste Hälfte mochten, war es bei mir die zweite.
Alles in allem eine kurze Lektüre, die sich gut für eine Zugfahrt eignet, aber sicherlich kein must-read ist!