Wortgefecht auf Schienen – kurz, klug, köstlich!

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cococabana89 Avatar

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Seit Gut gegen Nordwind bin ich ein großer Fan von Daniel Glattauer, und auch mit In einem Zug hat er mich wieder überzeugt.
Diese kurze Geschichte liest sich fast so schnell, wie eine Bahnfahrt vergeht – und bleibt dennoch lange im Kopf.

Das Cover mit dem Blick aus dem Zugabteil passt perfekt zur Atmosphäre.
Wer kennt es nicht? Man sitzt mit Fremden auf engem Raum, irgendwo zwischen höflichem Schweigen und beiläufigem Smalltalk.
Genau in dieser Situation entfaltet sich das amüsante und schlagfertige Gespräch zwischen dem einst gefeierten Liebesromanautor Eduard Brünhofer, der seit 30 Jahren glücklich verheiratet ist (wie er betont), und der äußerst neugierigen Therapeutin Catrin Meyr, die ihn mit spitzfindigen Fragen zum Thema Liebe in die Mangel nimmt.

Das Wortgefecht zwischen den beiden ist spritzig, humorvoll und voller kluger Beobachtungen. Besonders unterhaltsam sind Brünhofers innere Monologe: Man erlebt hautnah mit, wie er seine Antworten zurechtlegt, interpretiert und sich dabei in herrlich ironische Gedankengänge verstrickt.
Glattauer versteht es meisterhaft, mit wenigen Worten eine dichte Szenerie zu schaffen.
Das macht die Geschichte unglaublich lebendig – fast wie ein Theaterstück im Kopf. Dann kommt die Wendung am Ende – unerwartet und clever.

Diese Lektüre zeigt erneut, wie viel Schlagkraft Glattauers gute Dialoge haben können. Eine klare Leseempfehlung!