Mord, wo andere Urlaub machen

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coni90 Avatar

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Inhalt: Als Inselpolizist Enrico Rizzi nach einer Beerdigung aus der Kirche ins Freie tritt, wartet in der glühenden Hitze des Sommermittags seine Kollegin Antonia Cirillo auf ihn. In der Bucht Cala del fico sei eine Leiche entdeckt worden. Mit dem Polizeiboot erreichen sie den Schauplatz, doch sie sind nicht die Einzigen, die herbeigerufen wurden. Ausflugsboote und Yachten schaukeln vor der sonst so stillen Bucht an Capris Südküste, und mit zahllosen Handykameras wird dokumentiert, was an diesem malerischen Ort passiert ist. Der neue Fall führt Enrico Rizzi und Antonia Cirillo in die verborgensten Winkel von Capri, aber auch ins laute Neapel und auf die kleine Nachbarinsel Procida. Hier, in der herrlichen Landschaft des Golfs von Neapel, suchen viele Menschen nach Erholung und Heilung – doch manche erwartet stattdessen der Tod.

„In einer stillen Bucht“ ist der erste Roman, den ich von Luca Ventura gelesen habe. Es ist bereits der vierte Roman seiner Capri-Reihe. Obwohl ich die Vorgänger nicht kannte, hatte ich grundsätzlich keine Schwierigkeiten, mit Band 4 zu starten, da es sich um einen gänzlich neuen Kriminalfall handelt. Allerdings bin ich mit den Kommissaren Enrico Rizzi und seiner Kollegin Antonia Cirillo über das Buch hinweg nicht ganz warm geworden. Vielleicht fehlten mir an dieser Stelle die Vorinformationen zu den beiden Charakteren, die in diesem Roman sehr eigenbrötlerisch auf mich wirkten und jeweils eine Vorgeschichte haben, die jedoch nur angedeutet wird. Da die beiden Polizisten generell dem Kommissariat in Neapel untergeordnet zu sein scheinen, hatten sie im Verlauf nicht alle Informationen, die den Fall betreffen. Das habe ich als Leser eher als unangenehm empfunden, da auch mir so ständig der Gesamtüberblick als auch die Details fehlten und ich wie die Polizisten das Gefühl hatte, nur so blind herumzutappen und aufs Geratewohl zu ermitteln. Insgesamt hat der Kriminalfall auf mich daher nicht so ausgeklügelt gewirkt wie andere Romane dieses Genre. Durch das gefühlt im Dunklen Herumgestochere der Polizisten, die mehr auf Zufälle angewiesen waren als es bei Polizeiarbeit hoffentlich der Fall sein sollte, kam bei mir keine richtige Spannung auf. Es wirkte eher, als ob der Leser an ein paar Stellen dann endlich angefüttert wurde, damit er die Lust am Lesen nicht völlig verliert. Schade! Da wäre definitiv mehr drin gewesen! Denn das Setting auf Capri hat mir hingegen sehr gut gefallen. Orte und Landschaften werden schön beschrieben und am liebsten hätte ich – trotz brutalem Mordfall – sofort die Koffer gepackt! Auch der Sprachstil ist sehr angenehm, eloquent und flüssig gewesen. Das Ende des Romans wirkte auf mich schlüssig und wurde gut dargestellt. Generell war ich jedoch leider nicht so ans Buch gefesselt, wie ich mir das bei einem Kriminalroman gewünscht hätte.