Nicht meins

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rebekka Avatar

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Auf Capri geht es offenbar geruhsam zu. Selbst die Tatsache, dass in einer malerischen Bucht ein Koffer mit einer Leiche gefunden wird, scheint niemanden groß aufzuregen. Zwei Inselpolizisten gehen der Sache nach, und alle anderen Capresen machen einfach weiter ihr Ding. Einen Pageturner sollte also niemand erwarten, der zu dem Regionalkrimi „In einer stillen Bucht“ greift. Wer aber geruhsame Polizeiarbeit schätzt, der könnte hier richtig sein.

Normalerweise mag ich diese Art von Kriminalromane. Aber irgendwie hatte ich diesmal wenig Freude an der Lektüre. Zum einen stören mich die Klischees, die man schon aus vielen anderen Krimis kennt. Wieder mal sind die Kripobeamten vom Festland arrogant, aber im Gegensatz zu den einfachen Polizisten zu dumm, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Das Ermittlerpaar hat - wie so viele ihrer Kollegen zwischen Skandinavien und Frankreich - private Sorgen, aber die Sonne scheint den ganzen Tag und dass man zwischendurch einen Espresso in einer Trattoria zu sich nimmt, versteht sich von selbst.

Richtig geärgert habe ich mich, als der sonst so clevere Inselpolizist einen Verdächtigen gleich zweimal entwischen lässt. Und die häufige Verwendung von italienischen Wörtern ohne Übersetzung fand ich auch nicht so prickelnd. Gut, dass es Wikipedia und Online-Wörterbücher gibt! So weiß ich jetzt wenigstens, was ein Negroni oder ein Ape ist und dass es sich bei „aliscafo“ um ein Tragflächenboot handelt.

Mag sein, dass Italienfans von der atmosphärischen Beschreibung ihrer Lieblingsinsel begeistert sind. Da ich Capri nicht kenne, kann ich dazu nichts sagen. Mich hätten aber eine etwas flottere Gangart und weniger Klischees bei der Tätersuche mehr gefreut.