Ermittlung im Verlagswesen und ein brisantes Geheimnis

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Die ehemalige Programmleiterin des Frankfurter Literaturverlages Winterscheid wird vermisst. Ihr dementer Vater wird dehydriert und angekettet im Obergeschoss der Wohnung gefunden. Die Spuren in der Küche lassen Schlimmes ahnen. Pia und Bodenstein sind einer Sache auf der Spur, die die Verlagswelt erschüttern könnte …

Inzwischen ist das Band zehn der Reihe. Die Fälle lassen sich einzeln lesen. Hier verpasst man dann ein wenig von der Entwicklung der wiederkehrenden Figuren, doch das schmälert den Lesegenuss nur marginal, würde ich behaupten. Mich hat köstlich amüsiert, wie die Autorin das Verlagswesen zum Thema macht und dabei nicht gerade Samthandschuhe trägt. Die Verbindung zu ihrem ebenfalls schreibenden Ex-Mann ist sehr gelungen und die Familiendramen nicht abgenudelt, sondern erschreckend und bewegend.

Besonders witzig fand ich die Anspielungen auf real existierende Bücher, bei denen nur Kleinigkeiten geändert wurden. Wer weiß nicht, welches reale Buch gemeint ist, wenn von einem Achtsamkeitsratgeber von Thorsten Busse gesprochen wird? Hier habe ich laut gelacht und bedanke mich jetzt auch sehr herzlich bei der Autorin für diesen wunderbaren Humor! Auch die Anspielung „Ich weiß, was Du im Sommer 1983 getan hast“ gefällt mir sehr. Eine Szene erinnert mich auch an „Navy CIS“ – dort schreibt McGee, hier der Gerichtsmediziner. Okay – auch „Castle“ schreibt, vielleicht ist es also auch eine Anspielung hierauf. Die Krönung ist aber, dass Kirchhoffs Bücher die Titel der alten Neuhaus-Bücher tragen. So köstlich! Liebe Frau Neuhaus, so ein klein wenig „Abrechnung“ ist das alles schon, oder? So oder so – mir gefällt’s!

Ein wenig war die Story verwirrend und anstrengend, da meiner Ansicht nach diesmal (gefühlt?) besonders viele Personen auftauchen. Ein nicht unwesentlicher Teil davon zählt zum Kreis der Verdächtigen. Ich gebe zu, der Krimi an sich war für mich nicht der Hit. Die Verwicklungen und Wendungen, die aufgedeckten Geheimnisse und familiäre private Dramen sind fast ein wenig zu viel. Dennoch - Der unerwartete Humor, die Anspielungen, die kleinen Sticheleien und dass von Bodenstein als Vater endlich zeigt, dass die Tochter wichtiger ist, als eine Schnepfe an der Seite und eine Ex-Frau manchmal die beste Freundin sein kann – das gefällt mir und das sorgt dafür, dass ich vier Sterne gebe. Hier hat Frau Neuhaus bei mir sehr punkten können!