Freundschaft bis in den Tod

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marapaya Avatar

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In der normalen Welt erntet man als bekennende Bücherleserin zuweilen mitleidiges Kopfschütteln. Als Bücherwurm gilt man nicht unbedingt als Spaßkanone, sondern bekommt eher das Etikett langweilig verpasst. Dabei ahnen Nichtleser einfach nicht, was ihnen für Feuerwerke im Kopf entgehen. Nele Neuhaus weiß das sehr wohl und siedelt ihren neuesten Roman zu meiner großen Freude in der Frankfurter Verlagswelt an. Nicht nur, dass Pia Sanders Ex-Mann, der Gerichtsmediziner Henning Kirchhoff nun auch noch erfolgreicher Krimiautor ist, nein, auch das Opfer, welches auf Kirchhoffs kaltem Seziertisch landen wird, war eine erfolgreiche Lektorin und Programmchefin eines renommierten Familienverlages. Im Umkreis der Familie liegt wie immer der Schlüssel und dazu diverse dunkle Geheimnisse verborgen, so dass die Autorin gekonnt souverän ihre Fallstricke für die Ermittler und Leser legen kann.
Mir gefällt Nele Neuhaus unaufgeregtes Erzählen. Sie versteht es dennoch, die Spannung hochzuhalten und dabei ihr Ermittlerteam nicht zu sehr mit den privaten Belangen in den Vordergrund zu spielen. Obwohl in Bodensteins Leben gerade einiges im Argen ist und er sich nur zögerlich seiner Kollegin Pia öffnet.
Neu für mich der humoristische, ironische Unterton in Neuhaus‘ Krimi. Vielleicht, weil es sich um die Verlagswelt handelt, in der sich die Autorin gut auskennt. Die Figur des „Besten Schriftstellers unseres Landes“ karikiert das Bild des gehobenen, wortgewichtigen Autors, der vom Feuilleton geliebt und von der Leserschaft nicht gelesen wird. Kombiniert mit dem Klischee, dass Frauen lesen und Männer eher Sportschau schauen. Im Kontrast dazu Henning Kirchhoff, dem seine Krimis aus der Hand gerissen werden. Seitenhiebe auf den Teil der Literaturwelt, in der unterhaltende Texte gegenüber hochgeistigen gern abgewertet werden. Dabei ist es kein Geheimnis, dass Verlage Kassenschlager brauchen, um auch die Romane verlegen zu können, die kein Massenpublikum erreichen.
„In ewiger Freundschaft“ ist ein solider, unterhaltsamer Krimi, der den gewünschten Sog des Ermittelns entfaltet und seinen Plot mit Humor, Romantik und ein wenig Lebenswirklichkeit würzt. Und ich bin der Autorin dankbar, dass sie auch mit diesem Buch zum wiederholten Mal beweist, dass die gekonnte Art des Erzählens Spannung erzeugt - unabhängig von der Anzahl blutiger Details oder möglichst genauer Ausführung unmenschlicher Grausamkeit.