Gelungene Fortsetzung mit kleinen Schwächen

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drums030 Avatar

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Zunächst - und das ist vielleicht gleich meine erste Kritik - war mir nach einem Blick auf das Cover bei vorablesen gar nicht bewusst, dass es sich bei dem neuen Buch von Nele Neuhaus um eine Fortsetzung der Taunus-Krimi-Reihe handelt ; für meinen Geschmack wäre es besser, wenn das aus dem Cover ersichtlich wäre; Umso größer war dann aber meine Freude, als ich sah, dass es sich hier also um einen Fortsetzungsband handelt. Die Taunus-Krimi-Reihe um die beiden Kommissare war meine erste Krimireihe und sozusagen Schuld daran, dass ich mit dem Krimi-Reihen-Virus infiziert wurde. Vom letzten Band "Muttertag" war ich allerdings etwas enttäuscht gewesen.

Ich war sofort Feuer und Flamme als ich merkte, dass es auf den ersten Seiten neben dem Aufbau eines Krimi-Handlungs-Strangs auch viel um das Privatleben der Ermittler geht. Das ist das, was für mich eine gute Reihe ausmacht: Dass man die Protagonisten immer besser kennenlernt und ihr (Alltags)Leben mit ihnen lebt. Leider geht genau das mit Fortlauf des Buches immer weiter verloren. Während man zu Beginn durch Sprünge zwischen Kriminalfall und Alltag noch mittendrin im Privatleben ist, verliert sich das im Verlauf immer mehr und auf den letzten 100-200 Seiten nimmt vor allem der Fall das Buch ein. Sicherlich ist das aber für viele keine Kritik sondern eher etwas Gutes, für mich jedoch trübte das das Lesevergnügen etwas.

Sehr positiv hervorzuheben finde ich die medizinisch-fachlich sehr korrekte Recherche. Oft erlebt man, dass es - in Büchern wie Filmen - zu inkorrekten Kausalketten, Krankheitsbeschreibungen usw. kommt, das ist hier überhaupt nicht der Fall sodass sich einem Mediziner ausnahmsweise mal überhaupt nicht die Haare sträuben. Was das Verlagswesen anbelangt kann ich das deutlich weniger beurteilen, ich denke aber, dass auch hier gut recherchiert und fachlich korrekt wiedergegeben wurde / wird. Mir hat es viel Spaß gemacht, ein wenig in das Fachgebiet Verlagswesen einzutauchen und mehr darüber zu lernen.

Etwas negativ aufgefallen ist mir, dass es mehrfach kurze Reminiszenzen an alte Fälle gab ohne dass dieser hinreichend erklärt werden. Da erinnert sich einer der Kommissare an diesen oder jenen Fall und das wird mit 1-2 Sätzen erwähnt, lässt den Leser (zumindest mich) aber mehr verwirrt als verständig zurück. Denn auch wenn ich ehemals alle Bände gelesen hatte, ist das eben doch einige Jahre her und ich kann mich kaum noch daran erinnern. Ich hätte es vorgezogen, dass derartige Kurzrückblicke entweder gar nicht vorkommen oder aber so ausführlich zusammengefasst werden, dass man wieder einen ausreichenden Kontext findet.

Während ich bis zur Hälfte des Buches noch empfand, dass die Anzahl der Personen im Kriminalfall noch ausreichend übersichtlich ist, änderte sich das mit der 2. Buchhälfte. Vielleicht lag das auch daran, dass in dem Manuskript alle Charaktere nochmal andere Namen haben und es dadurch etwas chaotisch und unübersichtlich wird.

Insgesamt fand ich den 2. Teil des Buches - völlig subjektiv - etwas langatmig, eben vermutlich aber auch deshalb, weil der Fokus eigentlich nur noch auf dem Fall und kaum noch auf dem alltäglichen Wirrwarr der Ermittler lag. Und so las sich der erste Teil schnell weg, für den zweiten brauchte ich dann etwas länger.

Nichtsdestotrotz habe ich viel Freude an der Lektüre gehabt und hoffe, den Ermittlern auch in einem nächsten Band wieder begegnen zu können!