Mord im Literaturverlag

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laberladen Avatar

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Darum geht's:

Rechtsmediziner Kirchhoff ist unter die Krimiautoren gegangen und hat einen Fuß in die Verlagswelt gesetzt. Als die Programmleiterin des Winterscheid Verlages nicht aufzufinden ist, bittet er seine Exfrau Pia, bei ihr zuhause nach dem rechten zu sehen. Pia findet nur den dementen Vater im Haus vor, stößt aber darauf, dass die vermisste Heike Wersch sich mit dem Verlag überworfen und eine Schmutzkampagne gestartet hatte. Nach einigen verstörenden Funden im Haus wird eine offizielle Suche nach der Leiche der Frau eingeleitet.

So fand ich's:

Nele Neuhaus steht für mich für sehr realitätsnahe Krimis, die grundsätzlich viele handelnde Personen haben. Genau das hat sie auch in "In ewiger Freundschaft" geboten. Wir erleben solide und teambasierte Polizeiarbeit, bekommen Einblicke in die Rechtsmedizin und das erzeugt das Gefühl, dass die Handlung genau so auch im richtigen Leben stattfinden könnte.

Die vermisste Heike Wersch war Teil einer Gruppe von Jugendlichen, die sich ewige Freundschaft geschworen und sich beruflich alle rund um den Winterscheid Verlag etabliert haben. Lebenslang miteinander verbandelt, verbinden diese Menschen nicht nur gute Zeiten, sondern vorwiegend düstere Geheimnisse und gegenseitige Abhängigkeiten. Das zu durchschauen und auf der Suche nach einem Mordmotiv zu entwirren, wird für Pia und ihren Chef, Oliver von Bodenstein, eine harte Nuss.

Diese Konstellation alleine reichte schon, um mich bei der Stange zu halten und mitzurätseln, wer und wieso was gegen wen in der Hand hatte und ausspielte. Die schwarzen Flecken auf der Seele und dem Lebenslauf geben die Beteiligten aber natürlich nur sehr zögerlich und in kleinen Stücken her. Und zu meiner bösartigen Freude hatten sie jede Menge, das man ihnen aus der Nase ziehen konnte und musste.

Zusätzlich hatte man sogar zwei Mal den Buch-im-Buch Effekt, denn Henning Kirchhoff nimmt seine Exfrau Pia und ihr Ermittlungsteam und sogar ihre echten Fälle aus der "Bodenstein und Kirchhoff"-Reihe als Vorbild für seine Krimis, die immer wieder mal zitiert oder die Ermittler als "Buch-Helden" erkannt werden. Außerdem spielt ein Manuskript eine wichtige Rolle, dessen Figuren verdächtige Ähnlichkeit mit der Verlags-Clique haben. Der eine oder andere Seitenhieb auf die Verlagswelt, vergeistigte Autoren oder den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Anspruch saß präzise. Das bietet sowohl Hinweise auf den Mord als auch immer wieder mal Szenen zum Schmunzeln und bereichert den Krimi noch zusätzlich.

Wie üblich spielt auch das Privatleben der Polizisten eine größere Rolle. In diesem Band muss Oliver mit den Bösartigkeiten seiner Stieftochter kämpfen und eine Engelsgeduld beweisen, doch was ihn wirklich umtreibt ist Cosima, seine Exfrau und Mutter seiner Kinder, die schwer an Krebs erkrankt ist. Da man als Fan dieser Reihe sowohl Pia als auch Oliver schon lange Zeit begleitet, sind diese Einblicke ins Private sehr geschätzt.

Auch der inzwischen 10. Band hat überzeugt und ich hoffe, dass Pia und Oliver noch so einige Fälle zusammen lösen dürfen, bevor sie in Ermittler-Rente gehen.