Wieder ein packender Krimi

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Heute, am 18.11.2021, erscheint mit „In ewiger Freundschaft“ der 10. Teil der Bodenstein-Kirchhoff-Krimireihe, die im Taunus spielt. Wie ihr vielleicht wisst, bin ich ein Fan der Reihe um Pia Sander und Oliver von Bodenstein und habe alle Teile gelesen. Nachdem ich den letzten Band, „Muttertag“, als schwächer empfunden habe, war ich nun umso gespannter auf den 10. Teil.

Der Einstieg in die Handlung erfolgt mit einem Prolog im Jahr 1983, der von einer damaligen Jugendclique handelt. Die eigentlich Handlung spielt im Jahr 2018, als die Lektorin Heike Wersch vermisst wird. Ihre Freundin Maria macht sich Sorgen, weil sie Heike seit einiger Zeit nicht erreichen kann. Als am Haus Blutspuren gefunden werden, betritt Pia Sander das Haus und findet auf dem Dachboden einen alten, dehydrierten Mann. Heikes Vater ist am Fuß angekettet und stark dement – ein weiterer Hinweis, das Heike nicht freiwillig verschwunden ist. Als sie nach einigen Ermittlungen tot im Wald gefunden wird, ist klar, dass irgendetwas vorgefallen sein muss. Hat sie sich umgebracht, weil sie ihren Job in einem renommierten Verlag verloren hat? Oder ist sie Ofer eines Verbrechens geworden? Neben den Ermittlungen ist vor allem Oliver durch sein Privatleben sehr eingespannt. Seine Frau und deren missgünstige Tochter machen seiner Tochter und ihm das Leben schwer und er muss sich eingestehen, dass er nicht für alle Probleme eine Lösung finden kann.

Das Cover hat mir auf Anhiebt gut gefallen – die schwarze Katze mit den funkelnden Augen vor einem geheimnisvollen Haus wirkt auf mich düster und bedrohlich. Passend zu den vorherigen Bänden ist das Cover wieder in einem Blauton gehalten, was ich als sehr stimmig empfinde. Der Einstieg in das Buch war durch den Plot erstmal ziemlich verwirrend, weil ich mich gefragt habe, wie der Prolog mit der eigentlichen Handlung zusammenhängt. Schnell wird klar, dass das Verlagswesen eine zentrale Rolle in dieser Geschichte spielt. Die verschwundene Heike Wersch ist eine Lektorin, in der weiteren Handlung tauchen einige Agenten, Programm-Direktoren, Autoren und weitere Verlagsmitarbeiter auf. Für mich als Bücherwurm ist dieses Umfeld ein tolles Setting. Mir ist schnell aufgefallen, dass Nele Neuhaus im Buch einige Parallelen zu realen Büchern aufgreift. So schreibt Pias Ex, Henning Kirchhoff, zwei Krimis mit den Titeln „Eine unbeliebte Frau“ und „Mordsfreunde“. Die Hauptfiguren in den Büchern sind eine Kommissarin und ihr Ex-Mann, der als Rechtsmediziner arbeitet. Fans von Nele Neuhaus werden die Hinweise verstehen. Außerdem gibt es immer wieder Erwähnungen anderer Autoren, z.B. Torsten Busse, der einen „schwarzhumorigen Krimi, der gleichzeitig eine Art Achtsamkeits-Ratgeber war“ geschrieben hat. Mir hat es viel Spaß gemacht, diese Hinweise zu finden und ich konnte immer wieder darüber schmunzeln. Auch die privaten Entwicklungen von Pia und Oliver, die mir über all die Bände ans Herz gewachsen sind, haben mich emotional abgeholt.

Der eigentlich Fall ist jedoch nicht weniger spannend. Während sich die Ermittlungen zuerst mangels Anhaltspunkten schwierig gestalten, werden sie zur Mitte hin immer spannender. Die familiären Verwicklungen werden komplizierter und tiefschichtiger, während ich langsam eine Ahnung hatte, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt und was das Motiv hinter der Tat ist. Liebe, Neid und Enttäuschungen sind zentrale Themen im Buch, sowohl bei den Ermittlungen als auch in Pias und Olivers Privatleben mit ihren Partnern.

Der Schreibstil von Nele Neuhaus war für mich wieder gewohnt fesselnd. Egal, ob es um den Fall an sich ging, oder um Hintergrundinformationen zu Frankfurt – ich habe das ganze Buch gespannt in mich aufgesaugt. Auch an den Stellen, an denen die Ermittlungen stagnierten, kam bei mir keine Langeweile auf. Das Privatleben der beiden Ermittler konnte mich genau so fesseln, wie das Verschwinden von Heike Wersch. Nele Neuhaus schafft es, die Umgebungen und Charaktere so plastisch zu konstruieren, dass ich mich als Teil der Handlung fühlte. Als wäre ich in einen spannenden Film abgetaucht, habe ich alles vor meinem inneren Auge sehen können. Immer wieder wurden falsche Spuren gelegt, auf die ich meist reingefallen bin und bis zum Ende im Ungewissen tappte.

Insgesamt war „In ewiger Freundschaft“ ein packender Krimi, der mich wieder richtig begeistern konnte. Die 528 Seiten sind wie im Flug vergangen und ich wäre am liebsten noch länger in diesen spannenden Fall und das tolle Setting abgetaucht. Wenige Autoren schaffen es, die Polizeiarbeit so authentisch und faszinierend zu beschreiben wie Nele Neuhaus es tut. Von mir gibt es eine klare Empfehlung, nicht nur für Taunus-Fans. Diesen grandiosen Krimi dürft ihr euch nicht entgehen lassen.


– Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen –