Wer denkt sich eigentlich Buchtitel aus??

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ismaela Avatar

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Wie schon bei "Das zerstörte Leben des Wes Trench" wird auch bei "In Liebe, Layla" durch Titel, aber auch durch den Klappentext, suggeriert, dass Layla die Hauptperson in diesem Roman ist. Doch dicht vorbei ist auch daneben!

Es stimmt, Layla Becks Vater dreht ihr den Geldhahn zu, als sie sich weigert, eine Vernunftehe einzugehen, da sie niemanden "achten könne, der nicht arbeitet". Schwuppdiwupp muss sie selbst Stütze vom Staat beziehen und kommt in einem Schreibprogramm unter, das die Geschichte kleinerer Städte und Ortschaften dokumentiert. Zufälligerweise feiert der kleine Ort Macedonia sein 150stes Bestehen, und Layla soll eine Chronik verfassen. Sie kommt als Untermieter bei Jottie Romeyn unter, die mit ihrem Bruder, seinen zwei Kindern und - zeitweise - ihren Schwestern, den Zwillingen Minerva und Mae, in einem Haus wohnt. Der Bruder ist geschieden, deshalb zieht Jotti die beiden Kinder Bird und Willa für ihren Bruder auf.

Schnell wird klar, dass sowohl Willa als auch Jottie die heimlichen Hauptpersonen des Buches sind, vor allem Willa erzählt oft in der Ich-Form von ihren Erlebnissen mit ihrer vergötterten Jottie, dem ebenso vergötterten Vater Felix und eben Layla, die ihr erst suspekt und dann zunehmend unsympathisch wird, weil diese etwas mit ihrem Vater anfängt. Felix hat noch nie etwas anbrennen lassen und ist durch seine illegalen Geschäfte oft auf "Geschäftsreise". Jottie tut alles für die Kinder, vor allem Willa mit ihrem ernsten und traurigen Wesen ist ihr ans Herz gewachsen. Als Layla beginnt, die Geschichte des Ortes zu erforschen, stößt sie auf die Textilfabrik, die von den Romeyns gegründet wurde, die aber auch eine Tragödie im Leben der Familie verursacht hat. Nach und nach kommt diese ans Licht.

Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig und wirklich schön zu lesen. Vor allem auch die Dialoge sind herrlich gesetzt und wirken sehr sehr nah an der Realität. Leider verliert die Geschichte selbst aber zu schnell zu viel an Fahrt, und im Prinzip wird einfach nur ein ereignisreicher Sommer geschildert, mit vielen Personen, mit vielen Besuchen, mit vielen Gesprächen, wobei der Spannungsbogen konstant flach bleibt. Selbst bei der Tragödie, die sich bei einem Brand in der Fabrik zugetragen hat, ist längst die Luft raus, als am Schluss alles rauskommt. Sehr negativ ist mir dabei Jottie aufgefallen, die sich für ihren selbstsüchtigen und egoistischen Bruder regelrecht aufopfert, ihr ganzes Leben lang einem Toten hinterhertrauert, und sich schlussendlich gegen die Liebe entscheidet, um weiterhin allein zu sein. Das fand ich einfach nur dumm, das hätte sie besser machen können.

Auch der Schluss ist mir ein bisschen zu weichspülgewaschen, alles ist supi, alle sind glücklich... Ein bisschen zu viel des Guten. Aber dadruch, dass die Sprache so schön war, und die Dialoge dem Text etwas absurd spritziges gegeben haben, habe ich dieses Buch gerne gelesen. Das Potential der Geschichte hätte man aber noch ein bisschen mehr rauskitzeln können...