Solider Thriller nach bekanntem Barclay-Muster

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annajo Avatar

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Nach einem Streit mit ihrem Vater verschwindet Syd und kehrt abends nicht mehr nach Hause zurück. Tim Blake macht sich auf die Suche nach seiner Tochter und muss plötzlich feststellen, dass er sie kaum zu kennen scheint. Sie verbringt den Sommer bei ihm, wohnt sonst aber bei seiner geschiedenen Frau, ihrem Freund und dessen Sohn. Syd hat einen Ferienjob in einem Hotel angenommen, doch auf seiner Suche nach ihr behaupten die Angestellten, Syd nicht zu kennen und dass sie nie dort gearbeitet habe. Warum hat Syd ihren Vater belogen, woher hatte sie das viele Geld um sich eine Designer-Sonnenbrille zu kaufen und wo ist sie nun? Ist sie wirklich bloß fortgelaufen, wie die Polizei anzunehmen scheint oder ist ihr Schlimmeres passiert? Tim gibt die Suche nicht auf und bemerkt, dass seltsame und verdächtige Dinge geschehen.

Mit "In Todesangst" legt Barclay seinen inzwischen dritten Thriller vor. In gewohnter Manier geht sich die Geschichte erst einmal langsam an um dann immer spannender zu werden und eine atemberaubende Wendung nach der anderen zu nehmen. Langsam nutzt sich dieses Format allerdings ab und in diesem Buch stören zu viele Details, Rückblenden und Alltagsgeschehen die Spannung. Jedoch kann Barclay deutlich zeigen, welche Hölle Eltern durchleben, wenn das eigene Kind verschwunden ist und wie aussichtslos und unbeholfen die Suche ist, wenn sie auf sich selbst angewiesen sind, da die Polizei glaubt, es mit einem Ausreißer zu tun zu haben. Etwas merkwürdig kam mir allerdings vor, dass Tim so schnell in den Alltag zurückgekehrt ist und neben seinen Sorgen um Syd weiter versucht, Autos zu verkaufen. Irgendwann beginnt jedoch die Spannung und ich konnte lange Strecken das Buch kaum weglegen. Dann wieder verlaufen sich Spuren im Sand und die Spannung erlahmt etwas, während Tim ein neues Geheimnis oder Rätsel aufdecken muss. In diesem Buch ist dann allerdings dem Leser ab einem gewissen Punkt klar, was die Motive und Absichten zentraler Figuren sind, lange bevor der Protagonisten "dahintersteigt". Daher war die Auflösung für mich dann doch etwas ernüchternd. Zudem wirkten einige Szenen doch etwas weit hergeholt und in klassischer, nordamerikanischer Actionmanier konstruiert. Auch das zentrale Thema kommt etwas zu kurz, das hätte man stärker herausarbeiten können. Zudem scheinen Barclays Charaktere oft unschuldig in Situationen hineinzugeraten.

Insgesamt ist Barclay jedoch auch dieses Mal wieder ein solider, teils sogar sehr spannender Thriller gelungen. Der Autor konnte jedoch damit nicht uneingeschränkt an die Qualität des ersten Buches ("Ohne ein Wort") anknüpfen.