Vater in Nöten

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Diese Rezension behandelt die gekürzte Hörbuchfassung von "In Todesangst", die auf wunderbare Weise von Walter Kreye gelesen wird.

Zur Story: Eine Tochter verbringt ihre Ferien bei ihrem geschiedenen Vater und verschwindet spurlos. In dem Hotel, in dem sie angeblich jobbte, ist sie unbekannt. Der Vater beginnt mit einer verzweifelten Suche, bei der er eher von Leuten aus seinem Umfeld als von der Polizei unterstützt wird. Im Laufe der Zeit stellt er dabei fest, dass wenig so ist, wie es schien, dass man nicht jeder Aussage glauben kann und dass die Polizei nicht nur Freund und Helfer sein kann.

Zur Verpackung: Sehr schick. Die rote Farbe mit einer diffusen Gestalt im Schweinwerferlicht des Buchcovers findet sich auf dem Hörbuch wieder. Dazu sind die fünf CDs in festen Einschüben verpackt - so kommt nichts weg. Es finden sich eine kurze Inhaltsangabe und Informationen zu Walter Kreye außen, eine etwas längere Beschreibung im Innenteil.

Mein Eindruck: Die Angst, die der Vater Tim Blake empfindet, ist von der ersten Minute des Verschwindens seiner Tochter Sidney zu spüren. Auch die teilweise Ignoranz der Polizei, die mangelnde Mithilfe von Freunden und Bekannten und die Verzweiflung darüber versteht das Hörbuch gut zu vermitteln. Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die fehlende Zeichnung von Figuren, die wichtig für das Buch waren: Viele Personen waren mir viel zu ungenau beschrieben, als dass ich sie wirklich sehen und in ihren Handlungen begreifen konnte. Damit meine ich noch nicht einmal die Äußerlichkeiten, sondern die inneren Beweggründe: Warum lässt die Polizei jemanden laufen, der jede Menge Kokain in seinem Haus versteckt hat? Warum kümmert sich kein Ordnungshüter etwas genauer um das Hotel (Vorsicht, jetzt Spoiler), - schließlich gehen die dubiosen Dinge, die zum Verschwinden Sidneys geführt haben, dort immer noch vor und der ermordete Mann handelte mit Menschen? Da würde doch eigentlich eine Überprüfung des Gastgewerbes nahe liegen. Stattdessen wird Tim Blake bei einer ganz anderen Sache, die sich leicht überprüfen ließe (es müssten nur einige Zeugen mehr befragt werden), verdächtigt und in ein enges Verhör genommen - hier fast ohne Grund. Für so maßlos dämlich halte ich die amerikanische Polizei nicht. Die zweite seltsam handelnde Gruppe waren die Bösewichter: Warum wollen sie den Vater aus dem Weg räumen, der doch offenkundig im Dunkeln tappt? Wegen einer Website? Später wollen sie durch seinen Tod Sidney finden - warum konzentrieren sie sich nicht direkt auf dieses Ziel?

Was mir hingegen gut gefiel, war das Desinteresse und Unwissen, was viele Eltern im Umgang mit ihrem Nachwuchs pflegen: Keiner weiß, dass ihre Kinder in die Kriminalität abrutschen. Zuerst klein mit nicht angemeldeten Jobs, dann größer mit gefälschten Kreditkarten und Wettbetrügereien.

Mein Fazit: Nicht der große Knaller, aber für einen angemessenen Grusel gut, das Ende ist fulminant, für meinen Geschmack haben noch fünf Minuten mit der Polizei und einigen mehr beantworteten Fragen gefehlt.