Eine Pionierin

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Rachel Carson will eigentlich nur eines: Ans Meer und dort forschen. Doch eine familiäre Tragödie verhindert das und Rachel muss nach Hause zurückkehren und Geld verdienen. Zuerst in einer Behörde, in der sie bald für den Beitrag einer wöchentlichen Radiosendung zuständig wird und bald auch als freie Journalistin, die gut verständliche Beiträge über Naturthemen schreibt. Und schließlich als Autorin, die mit ihren Büchern über das Meer bekannt wird.

Eines Tages fällt ihr ein toter Vogel vor die Füße, kurz nachdem ein Laster die am Straßenrand stehenden Bäume mit DDT behandelt hat. Ein Zufall? Sie wird von Vogelschützern kontaktiert und bald fängt sie an zu forschen, was es mit diesem Gift auf sich hat. Dabei nimmt sie den Kampf ihres Lebens auf und macht sich gerade in der amerikanischen Chemieindustrie unbeliebt.

Theresia Graw lässt uns Rachel durch ihr Leben begleiten. Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben und so lernt man Rachel und ihr Gefühle und Beweggründe schnell kennen. Sie ist eine Frau, die sich ihr Leben lang an der Natur erfreuen konnte und der nichts mehr ein Gräuel war als die unnütze Vernichtung von Leben.

Die Autorin schafft es uns die Liebe zur Natur und zum Schreiben, die Rachel ausgemacht hat spüren zu lassen. Dabei erfahren wir, wie es dazu kam, dass Rachel Carson zur Begründerin der amerikanischen Umweltbewegung wurde. Ihr Buch „Der stumme Frühling“ macht der Bevölkerung in einfachen Worten klar, dass das Töten vermeintlich nutzloser Insekten dazu führt, dass das Gleichgewicht der Natur zusammenbricht. Wir erleben hier den Beginn des Verbots von DDT, dem Insektenvernichtungsmittel, das in den 40er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts als das Allheilmittel gegen Mücken und andere Schädlinge galt. Die Nebenwirkungen wurden klein geredet, unabhängige Studien gab es nicht, es kam zu ungeklärten Todesfällen nicht nur in der Tierhaltung.

Rachel wird in ihrem Kampf gegen die Windmühlen der amerikanischen Chemieindustrie von Freunden, Wissenschaftlern und Naturfreunden unterstützt. Besonders Dorothy ist ihr als enge Freundin und evtl. auch mehr eine wahre Stütze. Hier gelingt es der Autorin auch die gesellschaftlichen Verhältnisse der USA der damaligen Zeit zu zeichnen. Rachel, die als unverheiratete Frau das Geld für ihre Familie verdienen muss erlebt es immer wieder, wie sie nicht für voll genommen wird und ihr die Intelligenz abgesprochen wird. Besonders als sie erkrankt zeigt sich, Dass alleinstehende Frauen zur damaligen Zeit schlicht weg im Stich gelassen wurden. Die Ärzte sprechen wenn nur mit den Ehemännern über schwerwiegende Erkrankungen, alleinstehende Frauen werden nicht adäquat behandelt.

So zeigt die Autorin mit diesem Buch gleich mehrere wichtige Themen auf, die auch heute noch wichtig sind und nicht als gegeben hingenommen werden dürfen.

Mich hat das Buch sehr berührt. Rachel war eine großartige Frau, die mit ihrem Leben ein großes Vorbild ist. Ihr Engagement für die Umwelt hat viel in Bewegung gebracht. Ich kann dieses Buch nur empfehlen, es ist definitiv eines meiner Jahreshighlights!