„Geradezu poetisch!“ - Lesehighlight

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Die Romanbiografie «In uns der Ozean» über die Meeresbiologin und wegbereitenden Umweltschützerin Rachel Carson, einfühlsam geschrieben von Theresia Graw, erzählt die inspirierende Lebensgeschichte dieser außergewöhnlich tapferen Frau und befasst sich mit der Debatte um die Pestizide-Sprühkampagne und die Rolle, die Rachel Carson darin spielte, als sie ein Buch über die Wunder-Chemikalie schrieb.

„Wir sind alle Teil eines großen Ganzen.“

Der Roman beginnt 1963, in der die 56-jährige Rachel, gesundheitlich schwer gezeichnet, mit einem Taxi zu einem Termin fährt, und wechselt sich mit der Vergangenheit ab, bis irgendwann die beiden Erzählstränge zusammenfließen und es in der Gegenwart zu einem spannenden Showdown kommt. Ein erzählerischer Kniff, der mir sehr gefallen hat und Rachel nahbarer machte. Dadurch war dieses Buch für mich eine sehr mitreißende Lesereise. Die Ungerechtigkeit, der Rachel als Frau ausgesetzt war, hat mich sprachlos und wütend gemacht. Das Pech, das ihr widerfuhr, war so bitter und deshalb freute mich jeder Triumph, den sie feiern konnte, umso mehr. Besonders ihre verbale Ausdrucksfähigkeit und gefasste Schlagfertigkeit hat mich beeindruckt. Ihre Aussagen waren wissenschaftlich korrekt, ließen sich stets belegen und stützten ihre Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung. Dadurch hat sie viele Menschen zum Umdenken bewegt und inspiriert - bis heute.

Mit Zweiundzwanzig Jahren sieht Rachel das erste Mal das Meer und freut sich darauf, die nächsten drei Monate in Woods Hole zu forschen. Ihre Begeisterung ist ansteckend. Sie verschreibt sich ganz der Natur und dem Leben auf der Erde, doch ihre vielversprechende Karriere als Wissenschaftlerin endet, noch bevor sie ihren Doktor in Meeresbiologie machen kann. Doch Rachel lässt sich von niemanden abhalten und so ergeben sich neue Wege, um ihre Leidenschaften zu kombinieren: ihr poetisches Schreibtalent und ihre Liebe zur Natur. Klug und Informativ möchte sie alle Menschen an der Naturwissenschaft teilhaben lassen, sie zum Staunen bringen und sie zu Verbündeten machen, die mit Ehrfurcht und mitfühlender Neugier die Natur bewahren. Dabei durchlebt Rachel einige schicksalshafte Wendungen, die sie verkraften muss. Ihre furchtlose Stärke und ihren Ehrgeiz fand ich beeindruckend. Ihr fortschrittliches Denken macht die Diskrepanz und Ungerechtigkeit ihrer Zeit noch deutlicher.

Theresia Graw hat genau die richtigen fiktionalen Ergänzungen ergänzt, die es zwar so nicht gegeben hat, wie sie im Nachwort verrät, aber die den Roman spannend und nachvollziehbar machen. Der Schreibstil ist einladend und liest sich wie von selbst. Das führt dazu, dass man die Worte einfach auf sich wirken lassen kann. Ich habe diese leichte Lesbarkeit in Kombination mit der Ich-Perspektive als angenehm empfunden. Für mich war es die Buchentdeckung des Jahres und eine große Freude, Rachel Carson auf diese Art zu entdecken. Eine absolute Empfehlung für alle, die eine inspirierende Romanbiografie über eine bewundernswerte Frau lesen möchten, die man nicht so schnell vergisst.