Lesenswerter biografischer Roman

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emmmbeee Avatar

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Eine junge Amerikanerin, welche die Natur nicht nur liebt, sondern auch die großen und globalen Zusammenhänge in ihr erkennt, muss kurz vor ihrer Promotion das Biologiestudium abbrechen. Obwohl sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter forscht und auf große Gefahren und Schäden durch den ungezügelten Gebrauch des „Wundermittels“ DDT stößt, findet sie kaum Gehör. Auch, weil sie als unmündig betrachtet wird, weil sie unverheiratet geblieben ist. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde auch im ernsthaften Krankheitsfall nicht mit den Frauen selbst gesprochen, sondern nur mit ihren Ehemännern. Gar noch die damals verbotene gleichgeschlechtliche Liebe unter Frauen wurde als Tabu behandelt. Das Buch spricht also nicht nur ein großes Thema an.
Es geht hauptsächlich um die Vorarbeit und das Verfassen von Rachel Carsons Buch „Silent Spring“. Dabei ist es ein ebenso unterhaltsamer Text wie Carsons (1907 – 1964) andere Natur-Romane, welche dem einen umstrittenen Werk vorangegangen sind und von denen die Leser begeistert waren. Erschütternd ist, wie sie selbst, vermutlich unter dem Einfluss von DDT-Einsätzen schwer krebskrank wird, sodass sie den Triumph ihrer Mahnung nur noch todkrank erleben darf.
Ich muss gestehen, dass ich Carsons Bücher (allesamt Bestseller) bis jetzt nicht kenne. Doch müssen sie ebenso lebendig und farbig geschrieben worden sein wie dieser biografische Roman über Carson, verfasst von Theresia Graw. Fließend und spannungsgeladen ist ihr Schreibstil, deutlich die Figuren gezeichnet, ihr Handeln nachvollziehbar. Manchmal möchte man eingreifen und den einen oder anderen ignoranten Menschen rütteln, damit er nicht so in seinen Vorurteilen verhaftet bleibt und keine so unvernünftigen Entscheidungen trifft. Während in den meisten angeführten Fällen die Männer (Frauen hatten damals ja wenig zu melden) in ihrer Argumentation schwammig blieben und keine ihrer Behauptungen wirklich belegen konnten, kämpfte diese mutige Frau mit erwiesenen Fakten, und das bis ans Ende ihrer Kräfte.
Mir hat dieses Buch nicht nur durch seinen Unterhaltungswert gefallen, sondern weil jeder Leser unendlich viel daraus lernen kann. Ich würde es jedem, ob naturinteressiert und umweltbewusst oder nicht, in die Hand drücken.