Literarische Hommage an eine beeindruckende Frau

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throughmistymarches Avatar

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„In uns der Ozean“ ist ein Roman über die Zoologin/Biologin Rachel Carson. Mit fiktiven Elementen wird ihr überaus beeindruckendes Leben dargestellt: Die Geschichte einer Frau, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versucht, in der von Männern dominierten akademischen Welt Fuß zu fassen. Geboren 1907 in einfache, bildungsferne Familienverhältnisse, hatte sie mit sehr vielen Hürden zu kämpfen, statt einfach das tun zu können, was sie eigentlich wollte: am Meer leben und forschen.

Die Entdeckung einer auffälligen Vogelleiche beim Spaziergang löst eine Kettenreaktion aus: Rachel beginnt, die Auswirkungen des chemischen „Wundermittels“ DDT zu hinterfragen. In Wäldern, Wiesen, sogar in Kinderzimmern, wird es massenhaft versprüht. Carson erkennt Zusammenhänge und beginnt penibel zu recherchieren, denn die Folgen für die Umwelt sind verheerend. Zu diesem Zeitpunkt ist Rachel als Autorin poetischer Bücher bekannt, die den Menschen die Natur nahebringen. Die Ergebnisse ihrer Recherche veröffentlicht sie im Buch „Der Stumme Frühling“ und schockt damit die amerikanische Bevölkerung, zieht den Zorn der Chemieindustrie auf sich. Es folgen Schikanen und die Diffamierung ihrer Person.

Fehlende Gleichberechtigung, das Versagen von Politik, Konzernen, aber auch der Gesellschaft im Umweltschutz – die Parallelen zur Gegenwart sind deutlich sichtbar. Damals wussten die Menschen es meist noch nicht besser; heute schon – was die Tragik noch verstärkt und zumindest mich beim Lesen doppelt und dreifach wütend machte.

Rachel Carson gilt heute als Pionierin des Umweltaktivismus; ihr Einsatz trug maßgeblich zum Verbot von DDT bei, das jahrzehntelang bedenkenlos eingesetzt wurde. Ihre Biografie ist beeindruckend, auch wenn sie von der Autorin des Romans mit einigen fiktionalen Elementen ausgeschmückt wurde. Diese Ergänzungen sind meist nachvollziehbar, aber ich kann nicht mit allen zu 100% mitgehen, weshalb ich einen halben Stern bei der Bewertung abziehe.

Was ich allerdings dennoch zu 100% tun kann, ist „In uns der Ozean“, vor allem auch in der tollen Hörbuchvariante, die sehr lebendig und eindringlich gelesen wird, zu empfehlen.