Starkes Portrait einer staunenden Wissenschaftspoetin

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mausi_liest Avatar

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Wissenschaftspoetin: Dieser Begriff fiel mir ein, als ich diesen Roman über das Leben von Rachel Carson las. Auch wenn nur Ausschnitte aus ihren Essays und Büchern darin vorkamen, so wurde doch deutlich, was wohl viele Zeitgenoss*innen ihr bescheinigt haben: die Gabe, biologische Fakten so poetisch zu beschreiben, dass die immanente Liebe zur Natur auf die Lesenden überspringt.
Der Autorin Theresia Graw ist mit diesem Werk etwas ähnliches gelungen: nämlich eine einfühlsame, spannende Lebensgeschichte, in die man schnell hineingezogen wird. Die Kraft dieser Frau wird spürbar und die Quelle dafür scheint genau das zu sein, was Rachel Carson bei ihren Leser*innen wecken wollte: das Staunen über die Welt!
Wie sie es schafft ihre Botschaft zu vermitteln, dass wir die Erde, die so bestaunenswert ist, um ihrer selbst willen, aber auch unserer selbst willen schützen müssen, liest sich wie eine Heldinnenreise. Die Autorin lässt dieses Staunen erfahrbar werden. Dabei werden der Zeitgeist, die weltpolitischen Umstände und die persönlichen Widerfahrnisse geschickt miteinander verwoben. Das Hineinnehmen einer fiktiven Figur oder auch eines Ereignisses, das es so nie gegeben hat, um die gesellschaftlichen Realitäten deutlich zu machen bzw. eine Spannung aufzubauen, ist dabei für mich ein legitimes Mittel, sofern – wie hier geschehen – darauf hingewiesen wird.
Insgesamt ein detailreiches, gut recherchiertes Buch, das ein wertschätzendes, stimmiges Portrait von Rachel Carson zeichnet.