Ein stiller Mord, der es in sich hat.

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Seit dreizehn Jahren nun schon ist Barbara mit Albert verheiratet. Ihr Studium zur Innenarchitektin hat sie kurz vor dem Diplom abgebrochen und trotz ihrer fünfunddreißig Jahre noch keine berufliche Praxis vorzuweisen. Gerade deshalb ist sie reichlich nervös, als sie zu dem ersten Vorstellungsgespräch ihres Lebens geht. Doch die dortige Leiterin des Ressorts Küchen & Bäder überrascht sie mit einem spontanen Auftrag und so ist Barbara fest entschlossen, dieses Ereignis am Abend mit ihrem Mann Albert zu feiern. Aber dazu sollte es nicht mehr kommen.

Alberts Vater Wolfram war am Abend zuvor nicht nach Hause gekommen und jeglicher Versuch einer telefonischen Kontaktaufnahme scheitert. Voller Sorge macht sich Albert nach einem anstrengenden Tag in seiner Kinderarztpraxis auf, um im Wochenendhaus am Sternberger See nach dem Rechten zu schauen. Doch der Anblick der sich ihm bietet, als er auf der Suche nach dem Vater den Keller betritt, sollte er den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen. Mit Gürteln an eine Heizung gekettet, sitzt dieser auf dem Boden und der kaum auszuhaltende, widerliche Geruch nach Urin, Exkrementen und Verwesung lässt darauf schließen, dass er schon eine geraume Zeit nicht mehr unter den Lebenden weilt. Eine Tat, die erschreckt und nach dem warum fragen lässt.

Mit einer sehr bildhaften Sprache zeichnet die Autorin Inge Löhnig in ihrem Kriminalroman "In weisser Stille" das Bild einer Familie, wie es sie viele in Bayern gibt. Ruhig und einfühlsam berichtet sie von Eheproblemen, aber auch von lustigen Episoden zweier wundervoller Lausbuben, die ihre Mutter jeden Tag aufs neue ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Doch die Idylle trügt. Gerade als Barbara sich aus dem Joch des Nur-Hausfrau-und Mutterseins befreien will, geschieht das Unfassbare. Ihr Schwiegervater Wolfram wird ermordet und ihr Mann Albert kämpft mit Vorwürfen, sich nicht genug um ihn gekümmert zu haben. Und schon während man die ersten Seiten dieses Kriminalromans liest, taucht man tief in die Probleme einer Familie ein, die nach Außen hin perfekt zu sein scheint. Doch ist sie es wirklich?

Inge Löhning versteht es mit ihrer ruhigen Art zu erzählen eine Stimmung aufzubauen, die sehr authentisch erscheint. Steht man zunächst mit der Ehefrau zufrieden am Küchenfenster und hofft auf einen schönen Herbsttag, steigt man bereits kurz darauf mit einen Kriminalhauptkommissar in den Keller eines Wochenendhauses und riecht förmlich die widerlichen Ausdünstungen des Todes. Ein Kriminalroman der leise daherkommt, aber trotz alledem viel verspricht.