Unheilvolle Familienkonstellationen?

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nordlicht Avatar

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Im Prolog beobachten wir einen Jungen, der offensichtlich in einem Keller gefangen gehalten wird und der bereits am Verdursten ist. Man gewinnt den Eindruck, dass er irgendeine Gegenleistung erbringen soll, um Zugang zu Wasser zu erhalten. Dieser Einstieg lässt viele Möglichkeiten in Bezug auf Täter, Opfer und Motivation offen und erzeugt Neugier.

Der Hauptteil berichtet über ein Ehepaar, in dessen Ehe es schon seit einiger Zeit unterschwellig kriselt. Der Ehemann, ein Kinderarzt, scheint an seiner Frau nicht mehr allzu großes Interesse zu haben, geht wenig feinfühlig mit ihr um und lässt sich von seinem Vater ziemlich herumkommandieren. Seine Frau, bisher "nur"Hausfrau und Mutter von Zwillingen, aber mit Ambitionen, nun als Mittdreißigerin in den Beruf einzusteigen, ist über die Entwicklung ihrer Ehe recht unglücklich und ihrem Schwiegervater nicht gerade zugetan. Dieser Schwiegervater, ein pensionierter Kinderarzt, wird in seinem Wochenendhaus tot aufgefunden. Die Leseprobe endet damit, dass die Polizei und Gerichtsmediziner erste Ermittlungen aufnehmen.

Der Schreibstil ist eindringlich und vermag eine düstere und beklemmende Atmosphäre hinter der scheinbaren Alltäglichkeit des Familienlebens spürbar zu machen. Ich kenne zwar das erste Buch der Autorin nicht, habe aber den Eindruck, dass man ihren zweiten Roman "In weißer Stille" auch unabhängig von Vorkenntnissen lesen kann. Dies würde ich gern tun, da mir die Leseprobe ausgezeichnet gefällt.