Wirkt zu offensichtlich...

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xirxe Avatar

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Merkwürdiger Einstieg bei diesem Buch…

Der Prolog beschreibt einen kleinen Jungen, der scheinbar in einem Keller ohne Essen und Trinken gefangen gehalten wird. Doch der letzte Absatz offenbart, dass er sich wohl freiwillig dort aufgehalten hatte, um eine Entscheidung zu fällen die von ihm gefordert wurde.

Danach folgen aus der Sicht von Babs 20 Seiten Darstellung einer gut situierten Arztfamilie, zwei Kindern, mit den üblichen Problemen: Babs, Hausfrau, bekommt zu wenig Aufmerksamkeit von Albert, ihrem Ehemann. Ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der für ihn an erster Stelle steht. Und gibt es vielleicht eine andere Frau? Bei ihrem ersten Vorstellungsgespräch als freie Mitarbeiterin bei einer Zeitschrift trifft sie einen alten Studienfreund wieder, mit dem sie einen Sommer lang eine Affäre verband. Nachtigall, ick hör’ dir trapsen…

Die letzten 15 Seiten der Leseprobe handeln vom eigentlichen Plot des Buches: Albert findet seinen Vater tot in dessen Wochenendhaus am Starnberger See, gefesselt an einen Heizungskörper. Kommissar Konstantin Dühnfort, gefühlsmäßig zur Zeit eher etwas abgelenkt, nimmt mit seinem Team die Ermittlungen auf.

 

Die Leseprobe liest sich gut weg, wobei die recht bildhafte Sprache manchmal etwas übertrieben wirkt (‚Die Beine waren ihm eingeschlafen, lagen taub unter seinem Körper, begraben wie tote Tiere.’oder ,eine Welle, die durch ihr ständiges Anbranden einen Felsen glattschliff, ihn aushöhlte, zu Sand zerrieb und schließlich mit sich forttrug.’).

Meine Befürchtung ist, dass die ganze Story zu offensichtlich, zu eindimensional ist/wird: Der kleine Junge aus dem Prolog liebt Vivaldi, ein Sohn von Babs hat mit Vivaldis Flötenkonzert einen riesigen Erfolg. Am Morgen des Tages, an dem Albert seinen Vater findet, stellt Babs eine unerklärliche Wesensveränderung an ihrem Mann fest (der Morgenf…). Babs selbst ist derart schlicht von Gemüt, dass es beinahe wehtut: Seit Jahren wird sie von ihrem Mann vernachlässigt, aber sie sagt keinen Pieps und leidet still vor sich hin. Nach Monaten nähert er sich ihr körperlich um sich auf (für sie) gefühllose Weise zu befriedigen – und sie schweigt. Da ist die Rollenverteilung wohl schon klar: da die Heilige – dort der Teufel.

Aber vielleicht ist ja doch alles ganz anders….