Die Grausamkeit der Worte

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suse9 Avatar

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Ich bin krimi- und thrillermüde und habe mich oft schon gefragt, warum ich immer wieder mal einen in die Hand nehme. Ähnliche Handlungen, vorhersehbare Pointen, platte Sprache, klischeehafte Charaktere verleideten mir häufig die Lektüre. Hochgelobte Autoren der Bestsellerlisten konnten auch nicht immer meine Skepsis zerstreuen und enttäuschten eher.

So stand nun das Buch "In weißer Stille" schon eine Weile in meinem Regal und wurde bisher gemieden. Da ich aber zwischen zwei vielversprechenden Romanen (einen hatte ich gerade gelesen, der andere lag noch nicht bereit) ein "Übergangsbuch" suchte, griff ich zu und überflog die ersten Seiten. Damit war es dann auch um mich geschehen. Wie mich die Autorin gefangen hat, weiß ich nicht zu benennen. Weder zeichnet sich das Buch durch eine besondere Sprache oder außergewöhnliche Action aus noch war der vermutliche Täter gar zu schwer auszumachen. Dennoch packte mich der Roman und ließ mich alles herum vergessen. Inge Löhnig schilderte Dramen in den heimischen vier Wänden, die mich erstarren ließen. Unvorstellbare Lieblosigkeit und die Unfähigkeit, zu seinen Gefühlen zu stehen, belasten die Protagonisten dieser Geschichte. Wieder einmal wird mir bewusst, was meine Eltern geleistet haben, dass wir in einer warmen zärtlichen Familie aufwachsen durften.

Auf die Handlung gehe ich nicht ein. Es reicht völlig aus, den Klappentext zu lesen und auch das ist schon fast zu viel. Es ist der zweite Roman der Reihe um Dühnfort und der erste steht schon auf meiner Wunschliste. "In weißer Stille" ist für mich ein gelungener Krimi, der zwar auch nicht komplett ohne Klischees und ein teilweise überzogenes Ende auskommt, aber dennoch durch die Schilderung zwischenmenschlicher Grausamkeiten besticht.