Ein absoluter Krimi Tipp

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bookaholica Avatar

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Bereits in meinem Leseindruck zu diesem Buch, hatte ich vermutet, dass die klassische Musik ein Schlüssel zu der Geschichte ist. Und meine Vermutung bestätigte sich.
Im Prolog erfahren wir das Schicksal eines kleinen Jungen, der im Keller eingesperrt wurde und dort beinahe verdurstet wäre. Er denkt an Vivaldis Adagio.
Nun lernen wir Familie Heckeroth kennen, Babs, Albert und deren Söhne Leon und Noel. Leon besitzt eine Affinität zur klassischen Musik, ein Umstand, der seinem Vater nicht sonderlich gefällt.
Albert macht eine grausame Entdeckung, als er seinen Vater Wolfram tot in dessen Wochenendhaus vorfindet. Sofort wird die Aufmerksamkeit auf das schwarze Schaf der Familie Heckeroth gelenkt, Alberts Bruder Bertram. Hat der verschuldete Architekt seinen Vater aus Habgier verdursten lassen, um an sein Erbe zu gelangen?
Nach und nach wächst die Familie und neue Personen werden in die Geschichte eingeführt. Der Leser merkt schnell, dass die Verhältnisse sehr verüttet sind. Während Albert zu Lasten seiner Frau Babs um seinen Vater trauert und sein Bruder Bertram als Hauptverdächtiger gilt, wird Schwester Caroline als gefühlskalt und erfolgsbesessen dargestellt.

 

**Erster Satz**

_Unter der Stiege, die in den Keller führte, befand sich ein Verschlag, der früher zum Einlagern der Kohle gedient hatte._

 

In der Mitte des Buches wendet sich das Blatt und der Leser steigt langsam hinter die verworrenen Beziehungen und Abgründe der Heckeroths.
Das Geheimnis scheint im Tagebuch von Wolframs Frau und Mutter von Albert, Bertram und Caroline zu liegen.
Allerdings ahnt dies nur der Leser, die Personen selber sind bemüht aber tappen weiterhin in völliger Dunkelheit.
Dies gilt zunächst auch für Kommissar Dühnfort, der die Ermittlungen um den grausamen Tod von Wolfram Heckeroth leitet und dabei selber ein anständiges Päckchen (Heimweh, Liebeskummer …) zu tragen hat.
Die Autorin erzählt sehr geschickt aus der psychologischen Perspektive jeder Figur und kann es sich daher leisten, auf großes Blutspektakel und brutale Umschreibungen zu verzichten.
Auch so hat das Buch alles, was einen guten Krimi ausmacht.
Sehr findig fand ich es zudem, das Inge Löhnig erst kurz vor Schluss zum ersten Mal aus der Perspektive des Täters erzählt.
Der ganz große Höhepunkt kommt am Ende, auf den letzten Seiten, wo man als Leser gedanklich bereits ein Résumé zieht und dann doch noch einmal mit einer vollen Ladung Emotionen konfrontiert wird.
Wirklich gestört hat mich an diesem Buch eigentlich nichts, auch wenn ich sowohl den Titel „In weisser Stille“ als auch das Cover einfach nicht mit der Story in Verbindung bringen kann. Meine Befürchtung, das ich mit der Story Probleme kriegen könnte, da ich den Vorgänger „Der Sünde Sold“ nicht gelesen habe, war unbegründet, denn auch ohne den ersten Teil ist das Buch ein Glückgriff für jeden Krimiliebhaber.

 

**Fazit**

Ein Krimihighlight zu Anfang des Jahres mit einer Story, die alles zu bieten hat. Spannung, Emotionen und das nötige Schreibgeschick, den Leser auf so manche falsche Fährte zu locken.