Inge Löhnig: In weißer Stille

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philipp.elph Avatar

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Es hätte ein brillanter Psycho-Thriller werden können. Die Story an sich hätte das Zeug dazu. Statt dessen ist es Inge Löhnig lediglich gelungen einen durchschnittlichen Kriminalroman zu verfassen, der mit einer größeren Menge billiger Klischees behaftet ist, sei es das des vermüllten, ungewaschenen Hackers oder die Atmosphäre des 5-Sterne Wellness-Hotels, insbesondere aber auch die Milieu-Beschreibungen aus der Welt der Hauptpersonen, sei es nun die der etablierten Arztfamilie, des erfolglosen Architekts oder die von Vertriebs- und Marketing-Fuzzis der Süßwarenindustrie, wobei die Autorin sicherlich teilweise über Insiderkenntnisse verfügt.

Der Zusammenhalt der Familie des tot aufgefundenen alten, nicht mehr praktizierenden Kinderarztes, auf den der Senior immer so viel Wert gelegt hatte bröckelt ebenso wie die gesamte Fassade, mit der Clan nach außen hin wirkt. Das Bild des Seniors verkommt im Verlauf des Romans von dem des schillerden Patriarchens zum Manipulator seiner Familie und zum sadistischen Fremdgänger.

Kein Wunder, dass er auf grausame Weise getötet wurde. Aber von wem? Es werde falsche Fährten ausgelegt; ein fähig dargestelltes Ermittler-Team um Kriminalhauptkommissar Dühnfort ermittelt allerdings recht nachlässig. Dennoch gelingt es der Polizei-Truppe sowohl den ersten, als auch noch einen zweiten Mord aufzuklären.

Jedenfalls endet mit den Morden die Erfolgstory der bisher erfolgreichen Kinder des Alten. Was noch zusammen hielt, bricht völlig auseinander oder zusammen. Am Ende haben alle etwas oder alles verloren. Die Familie hört auf zu existieren. Ein schrecklicher Ausgang eines Romans. Wirklich schade, denn es lagen interessante Aspekte in den Beziehungen von Manipulator und Manipulierten, von Betrügern und Betrogenen, Tätern und Opfern vor, die zu oberflächlich beschrieben wurden.