Beklemmend

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bookdevourer Avatar

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*4,25 Sterne
Der Stil des Covers passt meiner Meinung nach hervorragend zu dem Buch und sagt schon einiges darüber aus. Auch der Text selber ist eher minimalistisch gehalten und kaum beschreibend. In den meisten Situationen funktioniert das sehr gut und trägt zu dem unmenschlich bürokratischen Unterton bei, andererseits entmenschlicht es zeitweise auch die Hauptfigur selber.
Kurz nach Anfang des Buches war mir die Protagonistin erstmal recht unsympathisch, da sie heuchlerisch, urteilend und oberflächlich wirkte. Das änderte sich jedoch schon bald und Frida wurde zu einer eher gewöhnlichen Frau, die an sich keine starken Gefühle auslöst. Die Situationen, denen sie in der weiteren Handlung aber ausgesetzt ist, lassen den Leser doch für sie hoffen.
Vor allem in der "Schule für gute Mütter" hat man manchmal das Gefühl sich in einem Zwischenraum (liminal space) zwischen zwei Realitäten zu befinden, was ebenfalls schon aus dem Coverstil hervorgeht. Es liegt immer etwas Unheimliches und Beklemmendes in der Luft. Oft sind es die gestellten Forderungen, aber teilweise wird dieses Gefühl auch von den KI-Puppen ausgelöst. Auch die Kontrastierung der "Vergehen" der Mütter mit dem, was im Umgang mit den KI-Kindern verlangt wird, ist sehr interessant und unterstreicht die Hypokrisie des Systems. Die extreme Versteifung auf traditionelle Geschlechterrollen in der Schule und der Evaluation dient dem beklemmenden dystopischen Setting.
Durch die Diversität der Mütter geht auch hervor, wie verschiedene Gruppen je nach sozialem Status und ethnischer Zugehörigkeit dem System eher zum Opfer fallen. An dieser Stelle hätte ich eine erweiterte Berücksichtigung von Eltern, die LGBTQ+ sind, noch für relevant gehalten.
Zu guter Letzt finde ich die Darstellung der Kommunikation und des Verhaltens der Figuren, welche durchweg authentisch erscheint, sehr beeindruckend.
Das Ende hätte man vielleicht ein klein wenig früher abschneiden können, aber auch die getroffene Entscheidung hat definitiv ihre Berechtigung.
In dem Buch sind durchweg Parallelen zur realen Welt erkennbar (mehr noch, wenn man sich das amerikanische System vor Augen hält), was die Geschehnisse nur beklemmender macht und dem Leser auch den sozialen Druck, der mit dem Mutterwerden oft einhergeht, aufzeigt.