Gute und schlechte Mütter

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gisel Avatar

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Die junge Mutter Frida ist überfordert: Als ihr Baby Harriet kaum zu beruhigen ist wegen einer Mittelohrentzündung, nutzt Frida die Zeit, um für sich eine Stunde Ruhe zu holen, sie lässt ihre kleine Tochter unbeaufsichtigt zu Hause. Das wird entdeckt, und Frida wird das Sorgerecht für ihr Kind entzogen. Sie soll ein Jahr im Institut für gute Mütter an einer KI-Puppe lernen, eine gute Mutter zu werden. Dann soll entschieden werden, ob sie das Sorgerecht wieder zurück erhält.

Es ist ein Ausgangspunkt, den jede Mutter kennt: Wenn das Kind nicht zu beruhigen ist, sehnt man sich nach einer kurzen Auszeit. Was Frida danach allerdings geschieht, ist der Alptraum jeder Mutter: Sie verliert ihr Kind, zunächst auf Zeit, und weiß nicht, ob sie jemals das Sorgerecht für Harriet wieder erhält. Was stattdessen auf Frida zukommt, ist geprägt von totaler Überwachung, Strafen und jeder Menge unmenschlicher Lektionen. Was in dieser Dystopie mit Müttern geschieht, erfüllt den Leser und vor allem die Leserin mit äußerster Bitterkeit, denn die unmenschlichen Bedingungen des „Rehabilitierungsprogramms“ sind eigentlich unerfüllbar für die betroffenen Mütter. Mit Frida habe ich in jeder Station ihres Lebens mitgefiebert, meine Gefühle waren ihr zugewandt. Und immer wieder stellt man sich beim Lesen die Frage: Was macht eine gute Mutter aus?

Diese bittere Dystopie ist zum Glück in unserer Gesellschaft keine Realität. Das Buch ist spannend geschrieben und hat mich bestens unterhalten können, so dass ich es sehr gerne weiter empfehle. Ich vergebe alle 5 möglichen Sterne.