Ich bin eine schlechte Mutter...

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missjanemarple81 Avatar

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Meine Meinung:

Frida hatte einen richtig schlechten Tag und für diesen muss sie nun bezahlen. Sie lässt Harriet, ihre 18 Monate alte Tochter, nur kurz zuhause, um einen Kaffee und Unterlagen aus dem Büro zu holen. Aber aus dem "nur kurz" werden zweieinhalb Stunden und eine Anzeige des Nachbarn bei der Polizei. Diese holen Harriet ab und übergeben sie der Fürsorge des Jugendamts.

Als Frida die Kinderschutzbehörde nicht davon überzeugen kann, dass sie dem Muttersein gewachsen ist, verliert sie das Sorgerecht und muss für ein Jahr an einem Kursprogramm für gute Mütter teilnehmen. Im Institut bekommen die Mütter Puppen mit künstlicher Intelligenz mit denen sie lernen sollen, wie sich eine gute Mutter verhält.

Das Mantra das die Frauen dort verinnerlichen sollen ist: "Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne, eine gute zu sein."



Im Laufe der Geschichte erhielt ich immer mehr Einblick in Friadas Leben, ihre Kindheit und welches Paket sie selbst zu tragen hat. Frida hatte es, als Kind asiatischer Auswanderer nicht leicht. Besonders ihre Eltern stellen hohe Anforderungen an sie. Dieser Druck und ihre gesellschaftliche Stellung machen es ihr besonders schwer. Da kam es ihr, wie ein Segen vor, dass ein weißer Mann sie geheiratet und mit ihr ein Kind bekommen hat. Leider ging aber diese Beziehung in die Brüche.



Auch das Leben und der Grund des Aufenthalts der anderen Mütter kommen auf Parket, da sich jede Mutter immer mit Namen und Vergehen vorstellen muss. Dabei war es für mich erschrecken für was für Banalitäten die Mütter oft, ihr Sorgerecht verloren haben. z.B. ging die 8jährige Tochter drei Blocks von der Bibliothek alleine nach Hause. Für die KBS ein Grund die Mutter in das Institut zu stecken. Aber auch extreme Fälle von Missbrauch und Misshandlungen an ihren eigenen Kindern, brachten die Mütter in die Gruppe.

Die Kinderschutzbehörde greift in dieser Geschichte hart durch, damit sie sich keine Fehler mehr nachsagen lassen muss. Solche Stimmen werden ja auch immer wieder bei uns laut, wenn sich wieder ein Familiendrama ereignet hat. Doch die Anforderungen denen sich die Mütter in den Kursen des Instituts für gute Mütter konfrontiert sind, kann niemand erfüllen. Stress, Rivalitäten untereinander, gestrichene Telefonate, Gesprächskreise und vieles mehr, treiben die Mütter an den Rand ihrer Belastungsgrenzen und es ereignen sich schrecklich Dramen.



Beim Lesen musste ich oft schlucken, denn auch ich bin Mutter und bestimmt nicht perfekt. Oft habe ich mir überlegt, ob mir jetzt für dieses oder jenes Verhalten das Sorgerecht entzogen werden würde. Und ja auch ich müsste wahrscheinlich in das Institut. Aber genau das macht doch das Muttersein aus. Es ist ein ewiges Geben und Nehmen, ein sich lieben und sich reiben, eine gegenseitiges verstehen und von einander lernen.

Auch wenn das Institut sehr dystopisch geschildert wurde, so gibt es diesen Druck der Gesellschaft an die perfekte Mutter durchaus. Schauen wir uns doch nur einmal die unzähligen Mamablogs, Instgram-Mütter und auch die Mütter mit denen wir im täglichen Leben zu tun haben. Jede scheint mit spielender Leichtigkeit, Kinder, Arbeit, Haushalt, Ehe, Freunde und Me-time unter einen Hut zu bringen, während man selber oft kaum mehr die Zeit hat sich abends die Zähne zu putzen.



Der Schreibstil ist leicht und angenehm zu lesen. Ich fühlte mich die ganze Zeit Frida und den anderen Mütter zutiefst verbunden, die Geschichte hat mich absolut mitgerissen und ziemlich nachdenklich zurückgelassen.



Fazit:

Für mich eine aufwühlende Geschichte über die gute Mutter und wer diesem Bild wirklich entsprechen kann!

Absolute Leseempfehlung von mir!