Möge diese Dystopie niemals wahr werden!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
jackolino Avatar

Von

Selten hat mich ein Buch schon auf den ersten Seiten so aufgeregt. Und das ist eher ein gutes denn ein schlechtes Zeichen.
Frida lebt mit ihrer Tochter Harriet allein in Philadelphia. Sie teilt sich mit ihrem Ex-Mann die Aufsichtspflicht, dennoch liegt die Hauptlast der Pflege des Kleinkindes bei ihr. Nach mehreren durchwachten Nächten mit einer kränkelnden und weinenden Tochter, lässt sie die Kleine allein, um in ihrem Büro etwas abzuholen. Darauf werden die Nachbarn aufmerksam, die die Polizei verständigen. Und damit nimmt das Unheil seinen Lauf.
Natürlich sollte man Kleinkinder nicht – und auch nicht für vermeintlich kurze Zeit – sich selbst überlassen. Und schon gar nicht in diesem Staat, der hier geschildert wird. Ich fühlte mich relativ oft an Zukunftsdystopien wie „Der Report der Magd“ oder „1984“ erinnert, Science Fiction, die uns damals erschreckt hat. Auch hier geht es nicht um eine „Mütterschule“, die real existiert. Aber es wäre möglich und das ist schlimm genug. Überwachung ist in Teilen der Welt schon möglich und wird gehandhabt, nur bisher noch nicht in dieser Form. Aber denken wir an die Corona-Beschränkungen in chinesischen Städten, wo die Bevölkerung ganz engmaschig überwacht wurde.
Es sind mehrere Themen, die offen oder unterschwellig im Buch angesprochen werden.
Es geht um Denunziantentum.
Es geht darum, Selbstbewusstsein zu brechen.
Es geht um die totale Überwachung.
Es wird absoluter Gehorsam gefordert, Abweichungen von den Vorgaben oder eigene Entscheidungen sind nicht vorgesehen.
Es geht unterschwellig auch darum, dass Frida als Nachfahrin chinesischer Eltern immer etwas schlechter dasteht als weiße Mütter.
Und es ist außerdem immer wieder eine Machtdemonstration derer, die das Sagen haben. So verständnisvoll sie sich auch geben mögen.

Die rosa Uniformen und die rosa Dienstkleidung in der Schule sind im Umschlag als Grundfarbe aufgegriffen worden. Der Weg durch die farblich abgestuften Tore führt ins Ungewisse. Das hat Frida ein ganzes Jahr lang erleben müssen und so endet das Buch auch.
Für mich eine absolute Leseempfehlung und daher volle Punktzahl.