Schlimme Zukunftsvorstellung

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hasi84 Avatar

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Frida, eine etwas ältere Mutter, hat es nicht leicht im Leben. Sie kümmert sich um ihre kleine Tochter Harriet, hat ein Haus alleine zu versorgen und muss noch dazu Vollzeit arbeiten. Ihr Mann hat sie wegen einer anderen sitzen lassen. Völlig überfordert mit der Situation lässt sie in einer stressigen Situation ihre Tochter kurzzeitig zu Hause und es kommt, wie es kommen muss. Die Kleine schreit sich die Seele aus dem Leib und Frida wird verurteilt: sie verliert das Sorgerecht für ihre kleine Tochter, die nun bei ihrem Vater und dessen neuer Lebensgefährtin wohnen soll. Weiters soll Frida an einem Programm teilnehmen, in dem sie lernen wird, eine gute Mutter zu werden.

Alleine schon Mutter sein für ein Kleinkind ist eine Herausforderung für sich. Heutzutage bleibt es aber nicht mehr alleine dabei. Die Mehrgenerationenhaushalte, wo einer auf den anderen aufpasst, gibt es schon lange nicht mehr. Auf den Müttern lastet zusätzlich noch eine finanzielle Belastung und somit die Verpflichtung, frühzeitig arbeiten zu gehen. Der Grat zwischen beruflich weiter zu kommen und ausreichend für die Kinderversorgung da zu sein, ist sehr schmal. Frida trifft es in dieser Situation besonders hart. In der dystopischen Welt hat der Staat viel mehr Einfluss, als in unserer heutigen Welt. „Schlecht“ zu sein, ist keine Option, man wird dazu gezwungen, „gut“ zu werden. Eine sehr schlimme Vorstellung. Der Roman ist sehr authentisch geschrieben und liest sich gut, man kann Fridas Verhalten gut nachvollziehen und sich in ihre Lage gut hinein versetzen. Fridas Gefühle sind für eine Mutter gut zu verstehen, oft fühlt man sich machtlos und komplett der Situation ausgeliefert. Und die restliche Welt lebt einem vor, dass es ja soooo einfach ist, Kinder großzuziehen und alles andere daneben unter einen Hut zu bekommen. Dem ist aber wahrlich nicht so. Als wenn ihre Situation nicht schon anstrengend genug ist, wird sie vom Staat gezwungen, eine gute Mutter zu werden. In einer Phase, in der ihre Tochter sie ganz besonders brauchen würde und in der sie stark geprägt wird von den Personen rund um sie. Die Zeit ohne ihre Tochter kann sie sich später nie mehr zurück holen. Für mich war der Roman sehr interessant zu lesen, aber auch ziemlich erschreckend.