Was wäre wenn wir Mütter institutionell bewerten und erziehen würden?

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luisabella Avatar

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»Institut für gute Mütter« von Jessamine Chan (Ü: Friederike Hofert) ist ein sehr polarisierender Roman, der eine futuristische Dystopie in einem totalitären Staat beschreibt, in der Mütter be- und abgewertet werden und Kindererziehung keine Privatangelegenheit sind. (Wobei ist es das in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt? … )

Die alleinerziehende Frieda lässt ihr Kind Harriet für einen kurzen Moment allein und ein Nachbar ruft die Kinderschutzbehörde (KSB) an. Was folgt ist krass: Ihre Tochter wird Ihr weggenommen und das Kind zu ihrem Ex-Mann und seiner neuen Frau gegeben. Schlimm genug, dass sich Frieda den Verhören der KSB ausgeliefert sieht, kommt es noch drastischer: Sie muss ins Institut für gute Mütter und mithilfe eines KI-Babys lernen, eine ‚gute‘ Mutter zu werden. Und guess what: Dieses Institut ist natürlich alles andere als humanistisch geprägt - das fängt schon bei der Kleidung an …

»Sprechen Sie mir nach: Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne, eine gute zu sein.« (S.115)

Ich empfand das Buch und die beschriebene Dystopie schwer auszuhalten, das Buch hat mich richtig wütend gemacht und die Ohnmacht der Protagonistin sehr gut - gerade trotz des kühlen Erzählstils - transportiert. Es ist ein absoluter Page-Turner aufgrund der Gefühle, die dieser hervorruft - auch wenn es mich wahnsinnig viel Willenskraft gekostet hat, das Buch nicht einfach wegzulegen. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, während ich andere Dinge nicht relevant für die Handlung und auch nicht ganz passend dargestellt finde (z. B. die Darstellung von Sex).

Insgesamt kann ich das Buch vor allen empfehlen, wenn gerne Dystopien gelesen werden und sich auf diese Geschichte eingelassen werden möchte.

CN: Homophobie, Misogynie, Kindeswohlgefährdung, Gewalt an Minderjährigen, emotionale Unterdrückung, emotionale Gewalt, Gaslighting, Suizid, Rassismus.