Das Leben suchen

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marmeladenmacherin Avatar

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Mit Intimitäten hat Katie Kitamura einen Roman geschaffen, der den aktuellen, europäischen Zeitgeist in sich trägt. Die junge Ich-Erzählerin verschlägt es nach dem Tod Ihres Vaters von New York nach Den Haag, wo sie als eine befristete Stelle als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof antritt. Nach einer heimatlosen Kindheit führt sie dort ein Leben wie auf der Durchreise, obwohl sie eigentlich nach Ankern sucht. Sie versucht Fuß zu fassen in der neuen Stadt und lernt Adriaan kennen, den Mann, der ihr diesen Halt geben kann. Als sie allerdings für einen angeklagten Kriegsverbrecher dolmetschen muss und parallel dazu Adriaan zu seiner Noch-Ehefrau nach Portugal verschwindet, gerät ihr dünnwandiges Lebenskonstrukt ins Wanken…

In klarer, unverschnörkelter Sprache widmet sich Katie Kitamura den existentiellen Fragen des Miteinanders. Wie viel zählt Gerechtigkeit, sind Heimlichkeiten gleichzusetzen mit Lügen? Können Intrigen moralisch verantwortbar sein, und wer kann darüber entscheiden?

Das Buch und seine flüssige Sprache haben mich bereits auf den ersten Seiten in seinen Bann gezogen. Ganz leise und zaghaft lässt die Autorin uns Leser die Versuche der Protagonistin einen persönlichen Weg zu finden begleiten. Sie lässt uns teilhaben an den emotionalen Gegensätzen, der die Ich-Erzählerin ausgesetzt ist. Mir hat der Roman Intimitäten gut gefallen, denn gerade in den Unsicherheiten, den immer wieder zu hinterfragenden Empfindungen und Entscheidungen finde ich mich wieder.

Von mir eine klare Leseempfehlung!