Ein Sog, der einen nicht loslässt

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lesedelfin Avatar

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"Intimitäten" heißt dieser schnörkellose, sogartige Roman der US-amerikanischen Autorin Katie Kitamura und um Intimitäten geht es auch, in vielerlei Hinsicht.

Die Erzählerin ist als Dolmetscherin am Gerichtshof in Den Haag tätig und beschreibt nüchtern und präzise die Arbeit des Übersetzens, die Intimität, die erzeugt wird, wenn man zum Sprachrohr für jemand anderen wird, auch zum Sprachrohr eines Verbrechers oder eines Geschädigten eines grausamen Verbrechens. Sie analysiert mit einem klaren Blick die Macht der Sprache, Gewalt und die Abgründe, die sich beim Übersetzen auftun.

Zugleich geht es um Liebe und Eifersucht, um Nähe und Distanz und um Wahrheiten. Die Erzählerin ist heimatlos, ihre Beschreibungen des Lebens in einer neuen Stadt und der Suche nach Heimat und Zugehörigkeit beinhalten eine universelle Wahrheit. So ist das Buch geradezu hypnotisch und man gerät mit der Protagonistin in den Strudel, in den sie sich begibt, als sie sich auf einen Mann einlässt, der mit seiner Noch-Ehefrau noch nicht gänzlich abgeschlossen hat.

Mich lässt nur die Frage nicht los, was der Roman mir nun sagen sollte: Das Ende ließ mich ratlos und unbefriedigt zurück.