Gutes Buch

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Von

Intimitäten
Katie Kitamura,
gelesen von Katja Danowski

Unsere namenlose Ich-Erzählerin zieht von New York nach Den Haag, um eine Stelle am Internationalen Gerichtshof anzutreten.
Es soll ein Neuanfang werden. Dieser gestaltet sich aber für die eher introvertierte Dolmetscherin nicht einfach. Immer wieder hadert sie damit, dass sie zu wenig Abstand zu den Angeklagten hat. Männer, die unter anderem des Massenmordes an Kindern und Frauen angeklagt sind. Es ist diese Intimität, diese Nähe, die entsteht, wenn man ihnen die Übersetzung in Abstand von 5 cm ins Ohr flüstert.

Und auch sonst läuft es nicht gut: In unmittelbarer Nähe wird ein Mann überfallen und schlimm zugerichtet. Sie hätte auch das Opfer sein können.
Auf einer Party lernt sie Adriaan kennen und verliebt sich in ihn. Dieser ist noch verheiratet, wenn auch bereits getrennt lebend. Adriaan macht sich nach Portugal auf, um die Trennung mit seiner Frau zu besprechen. Doch aus ein paar Tagen werden Wochen und dann bricht der Kontakt zu ihm ganz ab. Unsere Protagonistin befürchtet schlimmstes.

Wer jetzt einen Thriller erwartet, liegt hier falsch, dennoch spürt man fortlaufend eine Bedrohung. Das Buch lebt davon, dass die Protagonistin so eindringlich und facettenreich erzählt, dass man förmlich das Gefühl hat dabei zu sein.
Die Sprecherin des Hörbuches hat eher eine empathiearme Stimme, aber genau diese brauchte das Buch! Ausserdem gefiel mir der Einblick am Internationalen Gerichtshof aus der Perspektive einer Dolmetscherin.
4/ 5 und eine Leseempfehlung.