Heimat, Sprache, Liebe

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hurmelchen Avatar

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Wie intim muss man mit einem Menschen sein, um ihn zu kennen?
Wie nah muss man ihm sein, um die Geheimnisse, Verletzungen und Sehnsüchte eines anderen zu ergründen?
Das scheint die Frage dessen zu sein, was Katie Kitamura in ihrem fulminanten Roman „Intimitäten“ entschlüsseln will.
Eine junge Dolmetscherin am internationalen Gerichtshof in Den Haag, die gleichzeitig als Erzählerin dieser ruhigen, gleichwohl intensiven und teilweise sogar verstörenden Geschichte fungiert, lebt in einer Art Schwebezustand. Aus New York kommend, fühlt sie sich in Den Haag noch nicht heimisch und versucht, einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Sie ist seit kurzem mit Adriaan, von dem sie so gut wie nichts weiß, liiert und erfährt auf einer Party, dass er noch verheiratet ist.
Fortan wird die junge Frau von Unsicherheit geplagt und hinterfragt ihren Job, ihre Freundin Jana und auch alle anderen Menschen, die sie kennenlernt.

Stilsicher und flirrend- elegant beschreibt Kitamura die Gefühlswelt der Erzählerin. Alles in deren Leben wird auf den Prüfstand gestellt und die Bedeutung von Wahrheit und Nähe, von Sprache und Heimat, von Angst, wiegt jeden Tag schwerer.
„Intimitäten“ ist ein Kaleidoskop der Gefühle. Immer wieder im Vordergrund steht die ungeheure Bedeutsamkeit von Sprache, hier besonders im Hinblick auf den Beruf des Dolmetschers. Sprache bedeutet Heimat und die Nuancen verschiedener Sprachen, können Dinge verändern. Auch die Beziehung zu Menschen fußt auf ebensolchen Nuancen.
Dieses wundervolle und schwierige Geflecht beleuchtet Katie Kitamura meisterhaft.