Leerraum in der Bubble

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mojani Avatar

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Alt ist der Plot, dass eine Frau in einer Sinnkrise auf einen verheirateten Mann trifft. Auch in diesem Fall kaum ein neuer Blickwinkel, keine unvorhersehbare Wendung. Für mich ein neuer und interessanter Erzählstrang kommt hinzu: die Arbeit der Protagonistin als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Dort übernimmt sie die Übersetzung für einen angeklagten Kriegsverbrecher, was zunehmend Ihr Rechts- und Gerechtigkeitsgefühl in Frage stellt. Bindeglied zwischen der Liebesgeschichte und der beruflichen Tätigkeit ist Kees, den sie auf einer privaten Party trifft, die sie mit Adriaan, ihrem Liebhaber besucht, und später als Anwalt am Gerichtshof, der die Verteidigung des Kriegsverbrechers übernommen hat, wiedersieht. Kees als Figur der Handlung erscheint nicht griffig, seine Absichten bleiben nebulös. Ebenso andere Figuren, beispielsweise der verheiratete Anton, der Opfer eines Überfalls ist und später zufällig in einem Cafe mit einer jungen Frau von der Protagonistin beobachtet wird. Insgesamt wabern alle Figuren, ernüchtert und ziellos, in einer Bubble, die in großer Entfernung vom resignierten Leser wahrgenommen wird, der hierzu keinen Zugang findet.