So viel ungenutztes Potential

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kugelschreibernotiz Avatar

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Katie Kitamura erzählt eine Geschichte, die mich sofort interessiert hat, die so viel Potential bietet, das ins Leere verpufft. Die namenlose Erzählerin bleibt blass und gesichtslos, macht keine Entwicklung durch. Ihre Entscheidungen sind undurchsichtig, ihre Person nicht greifbar. Nach zweihundert Seiten kenne ich diese Person noch genauso wenig wie am Anfang. Wer ist sie? Was sind ihre Interessen? Was liebt sie an ihrer Arbeit? Was füllt ihr Leben? Wieso verliebt sie sich? Die Erzählerin analysiert ihre Umgebung und zeigt kaum Emotionen. Sie strahlt Angst aus, Neid und Missgunst. Ich konnte mich absolut nicht in sie hineinversetzen. An einer Stelle äußert sie sich deutlich ableistisch.

Ich habe mir mehr Diversität gewünscht, mehr zwischenmenschliche Spannung, eine Verwebung von politischem und privaten Raum - so wie es A. R. Strubel es in ihrem preisgekrönten Roman "Blaue Frau" eindrücklich zeigt.