Spannend wie ein Krimi

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tsubame Avatar

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Die amerikanische Autorin Katie Kitamura hat einen Roman geschrieben, in dem es eine junge New Yorkerin nach Den Haag verschlägt, wo sie eine Stelle als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof angenommen hat.

Als wir sie als Leser(innen) kennenlernen, ist sie seit kurzer Zeit in einer Beziehung mit dem gut aussehenden Adriaan, der aber noch verheiratet ist und dessen Frau mit den Kindern nach Lissabon gezogen ist.

Er bittet die junge Frau, in seine Wohnung zu ziehen und auf ihn zu warten, während er die Dinge in Lissabon regeln will. Doch aus der angekündigten Woche werden mehrere Monate, ohne dass irgendeine Nachricht von Adriaan käme.

Indessen wird die Dolmetscherin in einem Fall eingesetzt, bei dem einem afrikanischen Kriegsverbrecher der Prozess gemacht werden soll. Das löst in ihr zahlreiche Emotionen und Gedanken aus, wird ihr doch schließlich abverlangt, beim Übersetzen die Position des Angeklagten zu vertreten. Dieser schreckt auch nicht davor zurück, seine Verteidiger, das Publikum und die Dolmetscherin zu manipulieren und für seine Zwecke zu benutzen. Doch während dies für die Anwälte und andere Kollegen "Business as usual" ist, beginnt sich die junge New Yorkerin mit ihrer Situation intensiv auseinanderzusetzen.

Als Leser(in) ist man sozusagen in ihrem Kopf immer mit dabei, beobachtet, analysiert und zieht seine Schlüsse, die nicht unbedingt richtig sein müssen und die sich je nach Situation immer wieder verändern.

Ich persönlich fand das ausgesprochen spannend und bin in einen regelrechten Lesesog geraten. Neben Adriaan und dem Kriegsverbrecher lernt man noch andere Personen kennen, zu denen sich gewollt oder ungewollt Intimitäten aufbauen. Lesenswert!